Wow! So schön und informativ! Ja, das ist sie, die Broschüre, welche das Schweizerische Konsumentenforum kf, die einzige liberale Konsumentenorganisation des Landes, in Zusammenarbeit mit dem Verein der Plastikrecycler herausgegeben hat. Was immer man über Kunststoffrecycling wissen will: hier wird man fündig.
Doch das Wissen allein reicht nicht. Wie gut, dass immer mehr Gemeinden kostenpflichtige Kunststoffsammelsäcke bereitstellen, die der beflissene Konsument, sprich Sammelwillige (Frauen stets mitgemeint), erstehen und füllen kann. Und mit Erstaunen feststellt: wie schnell ist doch so ein Plastik-Güselsack voll! Viel schneller als der normale Haushaltkehrichtsack, der, je nach Konsequenz, schon recht lang braucht, um endlich aufs Trottoir gestellt werden zu können. So gut organisiert sind unsere Recyclinghöfe mittlerweile – ein Kränzlein darf durchaus gewunden werden!
Alles, was im Kunststoffsammelsack landet, ist Verpackung. Gut oder schlecht? Gerade bei Kunststoffverpackungen scheiden sich die Konsumentengeister. Während den einen klar ist, dass Verpackung nützt und schützt, sehen die anderen lediglich die schiere Menge, die anfällt – und die ist in der Tat beeindruckend. Da benötigt es einen Extra-Effort, um zu erklären, was der Sinn einer Gurke im Plastikmäntelchen oder die stramm gezurrte Folie um den Broccoli ist. Stichworte dazu? Längere Haltbarkeit und somit Reduktion von Lebensmittelverschwendung, bessere Transportschonung. Mit diesen beiden Hauptargumenten werden die Nörgler gleich kleinlaut.
Verpackung ist nötig; und die Branche erlebe ich als Jurymitglied des Packaging Awards als ausgesprochen innovativ. Natürlich ist die beste Verpackung aus Sicht der Umweltbelastung diejenige, die … nicht verwendet wird. Aber wollen wir tatsächlich den neuen Computer im mitgebrachten Jutesack heimschleppen? Die Medikamente ohne Blister von der Apothekerin ins Konfiglas abfüllen lassen? Die gerösteten Kaffeebohnen nach alter Väter Sitte gleich ins Schütteglas leeren – fertig Schluss mit Kapseln und Pads? Das Rad zurückdrehen, das will niemand; zu bequem sind wir geworden, es muss alles schnell, einfach und selbsterklärend sein. Wir Konsumenten haben in den letzten Jahrzehnten aber viel dazugelernt, wir wollen, nein, wir müssen fachgerecht entsorgen, wollen unseren Beitrag leisten, wollen in den Kreislauf zurückführen, was zurückzuführen ist. Beim Kunststoff ist das im Gegensatz zu Glas, Papier, Karton, Batterien, Altöl und auch PET nicht ganz so einfach, denn klar gekennzeichnete Monomaterialien sind die Ausnahme. Unmöglich für uns, die verschiedenen Ausgangsmaterialien zu erkennen. Daher sind wir dankbar für den Plastiksammelsack: alles hinein, fertig; die Triage passiert bei den Experten.
Glücklich die Gemeinden, die eine eigene Entsorgungssammelstelle für ihre Einwohner bereitstellen! Diese Sammelstellen mutieren zu «Places to be», es ist chic, am Samstag mit dem Auto vorzufahren und sich des angesammelten Recyclinggüsels zu entledigen. Obwohl in unserer «Stadt» (Anführungszeichen deshalb, weil auch heute noch der Geist des ehemaligen Bauerndorfs milde über uns schwebt) das Abgeben von Altlasten den Einwohnern vorbehalten ist, sieht man Autos aus den umliegenden Kantonen – sogar aus dem nahen Ausland! Stört mich das als Steuerzahlerin? Schliesslich finanziere ich die Sammelstelle mit. Nein, da muss man grosszügig sein. Besser fachgerecht entsorgt als wild deponiert. Das kommt allen zugute. Es liegt auch auf der Hand, dass nicht jede Gemeinde eine eigene Sammelstelle betreiben kann. Synergien nutzen, das ist auch hier die Devise.
Nichtsdestotrotz: wir können noch viel mehr! Sammel-Weltmeister war gestern; nun gilt es, einen weitere Dimension zu beschreiten. Unsere Detailhändler erfüllen mit ihren Rücknahmesystemen eine wichtige Aufgabe. Um nochmals einen Ruck durch die Bevölkerung zu provozieren, müssen noch mehr sinnvolle Möglichkeiten des Entsorgens entstehen. An dieser Stelle: unbegreiflich, dass die Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich keine PETContainer an ihren Haltestellen zulässt. Das spielt jenen in die Hände, die ein Pfand fordern – für das kf gar keine Option. Getränkekartons können immer noch nicht zurückgegeben werden: ein weiteres Brachland, das es zu beackern gilt. Und dann sind da zu guter Letzt all jene, denen die Kreislaufwirtschaft völlig wurscht ist. Die alles, einfach alles dem Kehricht übergeben. Und das sind leider immer noch viel zu viele. Da nützen auch die besten Programme und Gratissammelsäcke nichts!
In dieser Rubrik äussern Vertreter aus der Verpackungswirtschaft und den Branchen verbänden ihre Meinung zu aktuellen Themen.