(Grafik: Swissmem)

Gedämpfte Aussichten für die Schweizer Tech-Industrie 2023

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Rückgang bei den Auftragseingängen sowie der weltweit tiefe Stand des Einkaufsmanagerindexes PMI deuten für die kommenden Monate auf schwierigere Zeiten hin.

Die Geschäftslage der Schweizer Tech-Industrie (Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie und verwandte Technologiebranchen) präsentiert sich aktuell noch gut. Sowohl die Umsätze (+4,9%) wie auch die Exporte (+2,8%) sind im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Der im ersten Quartal erfolgte Rückgang bei den Auftragseingängen (-4,8%) sowie der weltweit tiefe Stand des Einkaufsmanagerindexes PMI deuten jedoch für die kommenden Monate auf deutlich schwierigere Zeiten hin. Zudem dürften die jüngsten sowie absehbare Zinsschritte der wichtigsten Zentralbanken die Konjunktur und somit die Nachfrage nach den Produkten der Schweizer Tech-Industrie weiter dämpfen. Darüber hinaus bestehen grosse, konjunkturelle Risiken. Dazu gehören der weitere Verlauf des Ukrainekrieges sowie die Spannungen zwischen China und den USA. Zunehmend Sorge bereitet den Firmen der Subventionswettbewerb der USA und der EU, der den Standort Schweiz unter Druck setzt.

In der Schweizer Tech-Industrie erhöhten sich im ersten Quartal 2023 die Umsätze im Vergleich zur Vorjahresperiode um +4,9 Prozent. Diese Umsatzsteigerung erfolgte bei Grossunternehmen deutlich ausgeprägter als bei KMU. Die Auftragseingänge sanken im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal um -4,8 Prozent. Insgesamt ist das Niveau der Auftragsbestände noch immer hoch, was die gute Kapazitätsauslastung in den Betrieben von 89,5 Prozent belegt. Sie liegt über dem langjährigen Mittel von 86,2 Prozent.

Steigende Exporte in alle wichtigen Märkte
Die Güterausfuhren der Schweizer Tech-Industrie erhöhten sich im ersten Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahresquartal um +2,8 Prozent und erreichten einen Wert von 18,4 Milliarden Franken. Die Exporte in alle grossen Märkte nahmen zu. Konkret stiegen sie in die USA um +3,4 Prozent, nach Asien um +3,0 Prozent und in die EU um +2,9 Prozent. Bei den wichtigsten Warengruppen zeigt sich eine unterschiedliche Exportentwicklung. Während die Ausfuhren im Maschinenbau (+6,0%), im Bereich Elektrotechnik / Elektronik (+5,4%) und bei den Präzisionsinstrumenten (+1,2%) zunahmen, reduzierten sie sich bei den Metallen deutlich (-5,7%). Letzteres zeigt, wie stark die in diesem Bereich tätigen Firmen von den weiterhin hohen Energiepreisen sowie den Subventionen im Ausland negativ betroffen sind.   

Hohe Energie- und Rohstoffkosten dämpfen Ertragsentwicklung
Der sehr gute Geschäftsgang im vergangenen Jahr hat in den Unternehmen der Tech-Industrie leider nicht zu einer wesentlichen Verbesserung der Ertragslage geführt. Nach wie vor weisen 18 Prozent der Firmen eine negative und 27 Prozent eine positive, aber ungenügende EBIT-Marge von weniger als 5 Prozent aus. «Die wegen des Ukrainekrieges gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise sowie anhaltende Probleme in gewissen Bereichen der Lieferketten haben die Margen stark unter Druck gesetzt», sagt Stefan Brupbacher, Direktor Swissmem. «Um die Investitionsfähigkeit und Innovationskraft der Unternehmen zu bewahren, dürfen ihnen keine zusätzlichen Kosten aufgebürdet werden», betont Brupbacher. Zwar ist die allgemeine Geschäftslage in den meisten Firmen der Schweizer Tech-Industrie derzeit noch gut. Die Unterschiede zwischen den Subbrachen sind jedoch beträchtlich. Unter Druck stehen insbesondere die energieintensiven Betriebe, KMU und zunehmend auch der Maschinenbau. Im Gegensatz dazu erfreuen sich Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen rund um die Transformation des Energieversorgungssystems anbieten, eines guten Geschäftsganges.   

Gedämpfte Aussichten
Die Aussichten für die kommenden Monaten lassen keinen grossen Optimismus zu. «Die Unternehmen zehren derzeit von den sehr guten Auftragseingängen aus dem vergangenen Jahr», kommentiert Brupbacher. «Der Rückgang bei den Bestellungseingängen im ersten Quartal und der Stand des Einkaufsmanagerindexes PMI, der aktuell in allen wichtigen Märkten unter der Wachstumsschwelle liegt, deuten auf eine deutliche Abkühlung hin.» Parallel dazu bestehen erhebliche Risiken. Die jüngsten Zinsschritte der wichtigsten Zentralbanken dürften die Konjunktur und somit die Nachfrage nach den Produkten der Tech-Industrie weiter dämpfen. Zudem ist die Energieversorgungslage nach wie vor angespannt. Grosse Risiken für die Weltwirtschaft liegen aber auch in einer weiteren Eskalation des Krieges in der Ukraine sowie in einer Verschärfung der Spannungen zwischen China und den USA.