(Grafik: Raiffeisen)

Industrierezession zwingt KMU zu Beschäftigungsabbau

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Der Abwärtssog in der Industrie hat sich im November nicht nochmals beschleunigt. Die Geschäftsentwicklung ist aber weiter nach wie vor negativ, insbesondere der Auftragsbestand nimmt weiter ab. Die KMU reagieren und haben im November vermehrt Personal abgebaut. 

Der Raiffeisen KMU PMI ist im November zwar von 45,2 auf 46,8 Punkte gestiegen. Der Index blieb damit aber weiter unter der Wachstumsschwelle von 50. Die Geschäftsentwicklung war also weiter negativ, nur etwas weniger ausgeprägt als noch im Oktober. Zudem geben auch die einzelnen Komponenten wenig Anlass für Optimismus. Die leichte Verbesserung des Gesamtindex ist vor allem auf die Produktionskomponente zurückzuführen. Diese notierte in den letzten sechs Monaten fünfmal im Kontraktionsbereich, so auch im November. Immerhin verbesserte sie sich diesmal deutlich von 42,5 auf 48,5 Punkte und näherte sich damit wieder der Expansionsschwelle an. Die Erholung ist indes primär eine Gegenbewegung zum Taucher im Oktober, als das Produktionsvolumen ferienbedingt äusserst schwach ausfiel. Anzeichen für eine echte Trendwende sind nicht auszumachen und angesichts der schwachen Nachfrageentwicklung aus dem Ausland auch nicht absehbar. Die Auftragskomponente nahm im November zwar von 43,6 auf 44,8 Punkte leicht zu, blieb damit aber weiter sehr tief.

KMU bauen Stellen ab

Die Abwärtsbewegung im Verarbeitenden Gewerbe hat sich im November also immerhin nicht weiter akzentuiert, zumindest nicht beim Auftragsbestand und beim Produktionsvolumen. Die anhaltende Industrierezession schlägt nun stattdessen aber vermehrt auf die Beschäftigung durch, wie die Umfrage von Raiffeisen zeigt. Die Beschäftigungskomponente des KMU PMI fiel im November von 48,6 auf 44,4 Punkte und bildet neu das Schlusslicht unter den Teilindizes. Die Gesamtbeschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe nahm im dritten Quartal laut den jüngsten Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) erstmals seit der Corona-Krise leicht ab. Auf Vollzeitstellen umgerechnet gingen etwas weniger als 1000 Arbeitsplätze verloren. Im Vergleich zu früheren Industrierezessionen ist der Stellenabbau nicht gross. Nach dem Frankenschock von Januar 2015 zum Beispiel fielen zunächst 3000 Vollzeitäquivalente weg und im zweiten Quartal dann nochmals knapp 4000.

Die meisten Schweizer Industrieunternehmen halten sich noch mit Stellenstreichungen zurück. Einige können noch von den Aufträgen aus dem letzten Jahr zehren und so das schwache Neugeschäft überbrücken. Auch der Fachkräftemangel ist ein wichtiger Grund, das Personal nicht vorschnell abzubauen. Rund die Hälfte der Industrieunternehmen ist laut BFS von Rekrutierungsschwierigkeiten betroffen. Da liegt es nahe, vorerst keine Stellen zu streichen, um zu verhindern, dass der Personalmangel noch akuter wird, sobald das Neugeschäft dereinst wieder ins Rollen kommt. Die Auftragsreserven und die Rekrutierungsschwierigkeiten bilden daher eine Art Schutzwall gegen Entlassungen auf breiter Front. Allerdings plant laut der Konjunkturforschungsstelle KOF eine Mehrheit der Industrieunternehmen in den nächsten Monaten einen weiteren Beschäftigungsabbau. Mit jedem Monat, in dem die Auftragspolster dünner werden, wird der Druck grösser. Der Beschäftigungsrückgang bei den KMU im November zeigt jedenfalls, dass die Risse im Schutzwall zunehmen und die Industrierezession keineswegs spurlos am Arbeitsmarkt vorbeigeht.