(Foto: Drupa)

In der Verpackungsindustrie steht eine Reihe von Veränderungen an

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Das Zusammenwirken konjunktureller und struktureller Faktoren krempelt die Verpackungsindustrie um, sagt Drupa-Messeveranstalter Messe Düsseldorf in einem Fachartikel. Zwar sind diese Entwicklungen für die Branche, die für ihre Anpassungsfähigkeit bekannt ist, keine grundsätzliche Herausforderung. Dennoch zwingen sie alle Marktteilnehmer zu Veränderungen.

Jahrzehntelang agierte die Verpackungsindustrie eher im Hintergrund. Manche Verpackungen wurden mit Maschinen und Verfahren hergestellt, die auf dem Markt vor mehr als 50 Jahren etabliert wurden. Doch seit kurzem ist die Branche ins Rampenlicht getreten. Während das Sprichwort „aus den Augen, aus dem Sinn“ in der Vergangenheit gut auf sie zutraf, steht sie nun vor bedeutenden Veränderungen. Diese hätten unabhängig voneinander auf sie zukommen können. Nun aber fliessen sie zusammen.

Beginnen wir mit den konjunkturellen Faktoren. Sie sind offensichtlich und haben in erster Linie Auswirkungen auf die Rentabilität. Auf Dauer sind die signifikanten Preissteigerungen nicht tragfähig – selbst dann, wenn sie an Kunden weitergegeben werden. Die Verpackungshersteller kommen nicht daran vorbei, energieeffiziente Produktionslinien zu implementieren. Gleichermassen wichtig sind die Qualitätskontrolle und die Verringerung des Abfalls. Nachdem die Maschinenhersteller ihre Preise in den Jahren 2021 und 2022 deutlich erhöht haben, gestalten sie ihre Angebote jetzt unter einem einfachen Motto um: Automatisierung.

Wir können davon ausgehen: Der Trend hin zu kleinen Auflagen wird sich in den kommenden Jahren noch beschleunigen. Die Produktangebote der Markenartikelhersteller werden vielfältiger, während ihre Umsatzprognosen gleichzeitig an Komplexität gewinnen. Eine bedarfsgerechte Produktion (On-Demand-Produktion) wird zur Norm. Auch Verpackungen für Werbezwecke oder für Ereignisse wie Veranstaltungen tragen zu diesem Trend bei – haben sie doch häufig nur eine kurze Lebensdauer. Darüber hinaus führen die häufigen Änderungen in der Gesetzgebung dazu, dass die Markenartikelhersteller die auf ihre Verpackungen gedruckten Informationen immer wieder aktualisieren müssen. Das erfordert jedes Mal neue Druckplatten.

Bei Verpackungen ist nicht mehr nur ihre Schutzfunktion wichtig. Vielmehr haben sie heute auch andere wichtige Aufgaben: Sie sollen Kunden gewinnen, Information an Verbraucher transportieren sowie die Optimierung der Lieferketten unterstützen. So werden Verpackungsdesigns zunehmend neugestaltet, individualisiert, mit QR-Codes versehen und serialisiert. Diese neuen Aufgaben stellen an den Druck anspruchsvollere Anforderungen. Sie führen zu permanent geänderten Druckauflagen. Und sie lassen die Auflagen schrumpfen – über alle Arten von Verpackungen hinweg.

Das Verpackungsdesign gewinnt sowohl für die Konsumenten als auch für die Markenartikelhersteller zunehmend an Bedeutung. Ansprechende Designs wirken anziehend auf Verbraucher, während die Miniaturisierung von Verpackungen den Materialverbrauch, die Umweltbelastungen und die Kosten reduziert. Diese Trends erfordern im Design häufige Wiederholungen und leistungsfähigere Maschinen, die komplexere Formate produzieren können.

Markenartikelhersteller und der Handel sind verpflichtet, Transparenz hinsichtlich der Zusammensetzung und der Herkunft ihrer Verpackungen zu schaffen. Informationen zu den eingesetzten Materialien, zum Anteil recycelter Materialien und zur Recyclingfähigkeit könnten durchaus bewirken, dass bestimmte Verpackungsarten und die Maschinen – die sie produzieren – obsolet werden. Viele der grossen Markenartikelunternehmen haben sich klar dazu verpflichtet, ihre Verpackungen bis zum Jahr 2025 recycelbar zu machen. Die Uhr tickt.

Vor dem Hintergrund der grösser werdenden Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen von Verpackungen auf die Umwelt ist im Markt ein Trend weg von Kunststoffen hin zu Papier und Karton erkennbar. Gleiches gilt für die Entwicklung neuer Monomaterialien, die sich leichter recyceln lassen. Die Herausforderung liegt hier jedoch in der Schaffung geeigneter Infrastrukturen für das Recycling. Die Verpackungshersteller wiederum müssen Produktionsprozesse implementieren, mit denen sie diese neuen Materialien im industriellen Stil verarbeiten können – angefangen beim Beschichten über das Vakuummetallisieren, den Druck und das Kaschieren bis hin zur Herstellung der fertigen Verpackungen mit geeigneten Versiegelungs- und Öffnungsfunktionen.

Was also kommt als Nächstes?

Betrachtet man die konjunkturellen und die strukturellen Faktoren im Kontext, wird deutlich, dass die Verpackungsindustrie vor vielen enormen Herausforderungen steht. Sie muss sich weiterentwickeln und flexibler, reaktionsfähiger und anpassungsfähiger werden. Welche Chancen bieten sich ihr und welche Veränderungen stehen an?

Der sich verstärkende Trend hin zur Automatisierung erlaubt es, mit weniger der raren und teuren Fachkräfte zu arbeiten. Er hilft auch, Fehler und den Abfall zu minimieren. In der Etikettenherstellung hat sich die Digitalisierung bereits durchgesetzt. In der Produktion von Faltschachteln, Verpackungen aus Wellpappe und flexiblen Verpackungen schreitet sie eher zögerlich voran. Allerdings wurde Ende 2022 die Schwelle von 100 Digitaldruckmaschinen für die Herstellung von Verpackungen aus Wellpappe überschritten. Das deutet hier auf eine verstärkte Digitalisierung hin. Die digitale Transformation der Verpackungsherstellung geht jedoch über den Druck hinaus. Sie umfasst auch die Veredelung und das Stanzen. Vielleicht erreichen diese noch nicht die Produktivität der traditionellen Technologien. Aber sie werden benötigt, um den gesamten Produktionsprozess zu optimieren. Zudem ermöglichen sie es den Verpackungsherstellern, sich bei ihren herkömmlichen Maschinen auf das zu konzentrieren, wofür diese konzipiert wurden: die Produktion mittelgrosser und grosser Druckauflagen.