Während für gedruckte Prospekte bereits umfassende CO2-Berechnungen vorliegen, fehlten bisher solche Daten für digitale Werbekanäle weitgehend. Das EHI Retail Institute hat im Rahmen der Initiative „Zukunft der Angebotskommunikation“ den Leitfaden „CO2-effizientes Marketing im Handel“ veröffentlicht. Die Studie analysiert und bewertet zwölf unterschiedliche Werbekanäle hinsichtlich ihres CO2-Ausstosses und zeigt umfangreiche Optimierungsmöglichkeiten auf. Ziel ist es, die Branche für die ökologischen Auswirkungen des Marketings zu sensibilisieren und ein stärkeres Bewusstsein für CO2-Emissionen in der Angebotskommunikation zu schaffen.
Vergleich der CO2-Emissionen unterschiedlicher Werbekanäle
Die Studie zeigt signifikante Unterschiede zwischen den Kanälen. So verursacht der Versand eines Newsletters an 1.000 Empfänger etwa 43 Gramm CO2, was dem Ausstoss einer Autofahrt von 0,3 Kilometern mit einem Benzinfahrzeug entspricht. Im Vergleich dazu erzeugt eine Radiowerbung, die die gleiche Reichweite erzielt, nur 23 Gramm CO2. Diese Werte variieren je nach Medium, wobei einige Kanäle grössere Einsparpotenziale aufweisen als andere.
CO2 als Kriterium in der Mediaplanung
„Treibhausgasemissionen dürfen nicht isoliert betrachtet werden. Jeder Kanal entfaltet unterschiedliche Wirkungen und erreicht spezifische Zielgruppen“, erklärt Marlene Lohmann, Leiterin der Studie. Dennoch betont sie, dass alle Werbemassnahmen so CO2-effizient wie möglich umgesetzt werden sollten.
Hoher Optimierungsbedarf in der Werbebranche
Die Studie zeigt auch, dass die Werbebranche weltweit für bis zu sechs Prozent der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich ist. Alex Mannweiler vom Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP), Methodenpartner der EHI-Initiative, sieht hier grosses Potenzial zur Optimierung. Die Berechnung der Emissionen biete eine solide Basis, um ökologische und ökonomische Faktoren in der Mediaplanung besser in Einklang zu bringen.
Konkrete Massnahmen zur Reduktion der Emissionen
Der Leitfaden gibt praktische Empfehlungen zur Reduktion der CO2-Emissionen in verschiedenen Werbemassnahmen. So entfallen bei einer 16-seitigen Printbeilage im DIN-A4-Format rund 83 Prozent der Emissionen auf den Transport und die Verarbeitung des Papiers. Die Verwendung von Recyclingpapier und der Verzicht auf Leerfahrten bei der Lieferung sind wirksame Massnahmen, um den CO2-Ausstoss zu verringern. Auch alternative Materialien wie Hanf statt Holz seien vielversprechend.
Bei digitalen Werbemassnahmen, wie etwa einem Prospekt in App-Form, entstehen 57 Prozent der Emissionen durch die Netzwerkübertragung. Massnahmen wie die Datenkomprimierung oder die Verwendung des sogenannten Lazy Loading, bei dem Inhalte nur bei Bedarf geladen werden, können den Energieverbrauch deutlich senken.
Nachhaltige Ausrichtung der Werbemassnahmen
Die Studie untersucht insgesamt zwölf verschiedene Werbekanäle und bietet Unternehmen der Druck- und Werbebranche wertvolle Hinweise, um ihre Marketingmassnahmen nachhaltig auszurichten. Da immer mehr Kunden darauf achten, wie umweltbewusst ein Unternehmen agiert, ist die Reduktion des CO2-Footprints nicht nur eine gesetzliche Notwendigkeit, sondern auch ein entscheidender Faktor für den Geschäftserfolg.
Der Leitfaden ist ab sofort verfügbar und für EHI-Mitglieder kostenlos herunterzuladen.