Imposant: Syntegon-Standort Beringen (SH). / © Syntegon

Metall und Maschinen – zu Besuch bei Syntegon

Publiziert

Am dritten Tag des «Grundlagenseminars Verpackung» der SVI Academy hiess die renommierte Syntegon Packaging Systems AG die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Standort Beringen (SH) herzlich willkommen. Auf dem Programm standen die Themen Aluminium- und Weissblechverpackungen und Verpackungstechnik.

Am 30. August 2023 waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des «Grundlagenseminars Verpackung» der SVI Academy zu Besuch bei der Syntegon Packaging AG in Beringen (SH). Der eindrückliche Standort umfasst mehrere Gebäude mit Büros, Sitzungszimmern, Kantine und grossflächigen Produktionshallen. Nicht selten sind die Mitarbeitenden hier mit Werksvelos unterwegs, um zügig von einem zum anderen Ende des Geländes zu gelangen.
Begrüsst wurden die Besucherinnen und Besucher von Stephan Schüle, Leiter Produktmanagement bei Syntegon. Er erzählte Wissenswertes zum Unternehmen und was an den einzelnen Standorten in der DACH-Region und weltweit von den Mitarbeitenden geleistet wird.

Grundwissen zu Metallverpackungen
Bevor er jedoch die Gruppe auf Tour durch die Produktion führte, gab es eine theoretische Einführung zu Weissblechverpackungen von Yanick Grenal, Geschäftsführer der Andreas Kopp AG. Die Teilnehmenden erfuhren, wie aus Stahl das Verpackungsweissblech  hergestellt und verarbeitet wird. Der Verpackungsspezialist bot aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit im Bereich Weissblechverpackungen spannende Einblicke in die Herstellung von Schmuckdosen, wie Andreas Kopp sie beispielsweise für Basler Leckerli oder Sprüngli produzieren lässt. Entwickelt werden die Dosen zwar in der Schweiz, doch die Produktion findet bei langjährigen Partnern im asiatischen Raum statt. Mit diesen findet über alle Produktionsschritte ein enger Austausch statt, inklusive regelmässiger gegenseitiger Besuche. Üblicherweise dauert es mindestens acht Monate vom ersten Entwurf bis zur Lieferung der fertigen Dosen, in manchen Fällen auch länger. Besonders eindrücklich waren Yanik Grenals Anekdoten aus dem Logistikbereich, in dem es aufgrund geopolitischer Ereig nisse in den letzten Jahren einige Herausforderungen zu meistern galt. In der Pandemie war die Produktion im asiatischen Raum stark eingeschränkt, was sich auf die Lieferzeiten auswirkte. Doch auch ein querliegendes Schiff im Suez- Kanal hatte 2021 weitreichende Auswirkungen, die noch in der Schweiz spürbar waren. Schwere Güter wie Paletten mit Weissblechdosen werden im Allgemeinen nicht auf dem Luftweg, sondern auf dem kostengünstigeren Seeweg transportiert. Den Stau im Suez-Kanal zu umfahren, bedeutete für die Schifffahrt fünf Wochen längere Fahrtzeit. Doch dass sich das Warten lohnen kann, stellten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sogleich fest, als sie die geprägten, edel bedruckten Schmuckdosen in den eigenen Händen hielten und mehr über deren Herstellungsgeschichte und deren Anwendungen lernten.

Kundenspezifische High-Tech-Verpackungsstrecken
Anschliessend war es Zeit für den Rundgang durch die riesige Produktionshalle von Syntegon. Die saubere und aufgeräumte Halle überraschte durch die ausgeklügelte Struktur, die den Platz optimal nutzt. Die Maschinen werden nach Kundenwunsch zusammengestellt, von den Technikern und Technikerinnen montiert und getestet. Am Ende dieses Prozesses besuchen die Kunden den Standort, um die fertige Anlage live in Testläufen zu erleben, bevor diese in Holzkisten verpackt und zum Kunden geliefert wird. An diesem Tag wurden den Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern Riegelverpackungssysteme mit horizontalen Schlauchbeutelmaschinen und Toploadern (Kartoniermaschinen) vorgeführt. Einige Linien waren mit Gondelspeichern ausgerüstet, um die Effizienz der Linie zu optimieren. Die Gruppe konnte sich überzeugen, wie schnell ein Folienwechsel mit nur wenigen Handgriffen durchgeführt werden kann und wie 400 Schokoladenriegel pro Minute erst einzeln verpackt und dann umverpackt wurden. All dies geschieht hochautomatisch, erstaunlich leise und durchdacht.

Aluminium – besser als sein Ruf
Am Nachmittag nach der Führung referierte SVI-Geschäftsführer und Seminar- Organisator Andreas Zopfi über Aluminiumverpackungen. Er stieg ein mit der Frage: «Wer hat’s erfunden?» Ja – die erste Aluminiumhütte Europas stand in der Schweiz in Neuhausen am Rheinfall. Verblüfft waren einige, dass es weltweit in so grossen Mengen in Form von Bauxit vorkommt. Die Gruppe lernte die verschiedenen Kontroversen kennen, die mit diesem Packstoff einhergehen, und  verstand am Ende, dass die Erstgewinnung aus Bauxit und  weitere Zwischenschritte sehr energieintensiv und ökologisch bedenklich sind und dass es gerade deswegen so wichtig ist, Aluminium zu recyceln. Denn das Tolle an Aluminium und Weissblech ist, dass sie sich ohne Qualitätsverlust unendlich oft wiederverwerten lassen. «Von meiner Seite her hoffe ich, dass es mir gelungen ist, Aluminiumverpackungen objektiv zu bewerten, und die Vorurteile gegenüber dem Werkstoff bei den Teilnehmenden abgebaut werden konnten», sagte Andreas Zopfi abschliessend zu seiner Lektion und stiess dabei auf breite Zustimmung.

Verpackungstechnik im Wandel der Zeit
Den Abschluss des Ausbildungstages übernahm Dr. Claudius Dietzsch, Maschinenbau- Ingenieur mit jahrzehntelanger Erfahrung im Verpackungsmaschinenbau, der im Laufe seiner Karriere mehrfach bei Syntegon gearbeitet hat. Lebhaft und anschaulich erklärte der  Spezialist für Patentwesen und ETH-Dozent die verschiedenen Maschinentypen und welchen Herausforderungen ein Maschinenbauer in der Verpackungswirtschaft begegnen kann. Amüsant schilderte er, wie er eine Lösung für das «Butter-Schicht- Problem» gefunden hat und dass das Prinzip klebriger Vorhänge beim Duschen durchaus auch beim Verpacken mit Papier auftreten kann.

Weitere Eindrücke
Wer nun neugierig auf das Grundlagenseminar geworden ist, kann ebenfalls in diesem Heft den Artikel über den Besuch bei Swiss Pac durchlesen und sich schon auf die kommenden Ausgaben von «Verpackungs- Industrie» freuen. Wir berichten in loser Serie aus den Produktionen namhafter Verpackungshersteller. Noch eindrücklicher ist es selbstverständlich, das neuntägige Seminar selbst zu besuchen.