Digitale Souveränität ist längst mehr als ein IT-Thema – sie wird zu einem entscheidenden Faktor für Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. In der Verpackungsbranche betrifft das vor allem das Vertragsmanagement: Hier werden hochsensible Informationen verarbeitet, die oft weit über Lieferbedingungen hinausgehen – etwa zu Rohstoffen, Produktionsverfahren, Nachhaltigkeitsauflagen oder Entwicklungskooperationen. Besonders Unternehmen mit Kunden aus regulierten Bereichen wie Pharma, Chemie, Gesundheit oder Lebensmittel stehen vor der Herausforderung, ihre Daten nicht nur effizient, sondern auch rechtssicher und vertraulich zu verwalten. Spätestens mit der zunehmenden Nutzung internationaler Cloud-Dienste rückt damit die Frage in den Mittelpunkt, wer tatsächlich Zugriff auf diese Daten hat – und wo sie gespeichert werden.
Digitale Souveränität beginnt mit Datenhoheit
81 Prozent der deutschen Unternehmen sind beim Bezug digitaler Technologien von den USA abhängig. Das geht aus der aktuellen Bitkom- Studie «Digitale Souveränität – Wie abhängig ist unsere Wirtschaft?» hervor [1]. «Vor dem Hintergrund des US Cloud Act ist dieses Ergebnis besonders alarmierend», sagt Dr. Pascal Habegger, Geschäftsführer der Fabasoft Schweiz AG. Der US Cloud Act verpflichtet US-Cloud-Anbieter zur Herausgabe von Daten internationaler Kunden – selbst dann, wenn sich diese Daten physisch ausserhalb der USA befinden und durch Gesetze wie die DSGVO oder das revDSG im Heimatland des Kunden geschützt sind. «Der Bezug von USCloud- Diensten führt für schweizerische und EU-Unternehmen zu einem unvermeidbaren Datenschutz- und Compliance-Risiko», betont Habegger. In der Verpackungsindustrie betrifft dies nicht nur Standardverträge, sondern auch Vereinbarungen, die unmittelbar mit der Produktsicherheit und dem Schutz sensibler Informationen zusammenhängen – bis hin zum Schutz von Originalität bei Markenprodukten.
Microsoft-Beispiel offenbart kritische Abhängigkeit
Wie sich jene Abhängigkeit auch auf die Geschäftsfortführung und Resilienz der Unternehmen auswirkt, zeigt ein aktuelles Beispiel. Im Mai 2025 sperrte Microsoft den E-Mail-Account des Chefanklägers des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH), Karim Khan. Anlass war ein Sanktionspaket der USA. Infolge dieser Sanktionen kappte der Provider den Zugang zu einem der wichtigsten Kommunikationsdienste des Gerichts in Den Haag. «Der Vorfall zeigt deutlich, was fehlende digitale Souveränität bedeutet – nämlich ein Risiko für die eigene, unabhängige Handlungsfähigkeit und die Kontrolle über kritische Systeme», meint Habegger. «In vielen Unternehmen gewinnt zudem KI zunehmend an Relevanz. Die technischen Möglichkeiten sind enorm, doch was passiert mit sensiblen Daten, wenn KI-Systeme auf ausländischen Plattformen laufen? Die technologische Unabhängigkeit erhöht die Resilienz gegenüber geopolitischen Risiken, Sanktionen und Störungen globaler Lieferketten.»
Cloud-Souveränität beginnt in Europa
In Europa gelten strenge Anforderungen an Datenschutz und IT-Sicherheit. «Nutzen Unternehmen europäische Cloud-Provider, stellen sie die Compliance zur DSGVO und revDSG sicher und bewahren die Kontrolle über ihre Daten», so Habegger. Für Unternehmen der Verpackungsbranche, die international agieren und sowohl europäische als auch schweizerische Standorte und Kunden bedienen, bedeutet das: Wer frühzeitig auf lokale Lösungen setzt, ist rechtlich und strategisch sicherer aufgestellt.
«Digitale Souveränität schafft zugleich einen zunehmenden Wettbewerbsvorteil am Markt, denn auch kundenseitig steigt in der Schweiz die Nachfrage nach Datenschutz und regionaler Datenhoheit », fügt Habegger hinzu. «Unternehmen, die europäische Technologien einsetzen, sichern sich dadurch einen Vertrauensvorsprung, der bei Ausschreibungen und in der Zusammenarbeit mit Markenartiklern aus der Lebensmittel-, Pharmaoder Kosmetikindustrie entscheidend sein kann.»
Bedeutung für das Vertragsmanagement
Insbesondere im Kontext von Vertragsmanagement ist die Unabhängigkeit von US-Cloud-Anbietern ein entscheidender Faktor. Denn Verträge enthalten meist hochsensible Informationen: von Liefer- und Abnahmeverträgen über Entwicklungskooperationen bis hin zu Lizenzund Produktionsverträgen. «Es gilt, versteckte Abhängigkeiten, unklare Datenflüsse oder unbefugte Zugriffe durch Dritte strikt zu vermeiden», betont Habegger. «Der Einsatz einer Software für Vertragsmanagement muss eine sichere Datenspeicherung und -verarbeitung ermöglichen.» Die Vertragsmanagement-Software Fabasoft Contracts stellt ausschliesslich Datenlokationen innerhalb Europas zur Verfügung – wahlweise in der Schweiz, in Deutschland oder Österreich. International anerkannte Zertifikate unabhängiger Prüfungsinstanzen wie das C5-Testat des BSI, der EU Cloud Code of Conduct auf Level 3 oder ISAE SoC 2 Type 2 bestätigen höchste Datenschutzund Datensicherheitsstandards.
Fazit
«Die US-Abhängigkeit stellt ein erhebliches Risiko für die Datenhoheit, Compliance und Innovationsfähigkeit heimischer Betriebe dar», resümiert Habegger. Umso wichtiger sei es, die eigene digitale Souveränität zu stärken: «Die Nutzung von europäischen Cloud-Dienstleistern für digitales Vertragsmanagement ist nicht nur unerlässlich für die Sicherung von Datenschutz und Compliance, sondern bietet auch massive wirtschaftliche und operative Vorteile.» Angesichts der aktuellen politischen und technologischen Entwicklungen wird die Verlagerung zu europäischen Providern zunehmend zur strategischen Notwendigkeit für Unternehmen, die ihre Datenhoheit bewahren und ihre Vertragsprozesse sicher und effizient gestalten wollen.