Warum? Weil die Realität nicht auf die schönen Laborbedingungen der Zertifizierungen passt. Die meisten «Biokunststoffe» benötigen industrielle Kompostieranlagen mit 60 °C und wochenlange Prozesse, um sich zu zersetzen – eine Illusion, die selbst die EU-Norm EN 13432 nur als theoretisches Versprechen zertifiziert. Im heimischen Garten oder im Meer? Vergessen Sie’s. Das Ergebnis: Einweg bleibt Einweg, egal aus welchem Material. Und während sich Konzerne mit Öko-Siegeln schmücken, stapeln sich die Müllberge weiter – nur jetzt mit gutem Gewissen.
Doch es gibt eine Lösung, die keine faulen Kompromisse macht: Mehrweg-Faltboxen. Diese unscheinbaren Alleskönner schaffen etwas, wovon Einweg-Träumer blass werden: echte Kreislaufwirtschaft. Während Einwegverpackungen – egal ob aus Pappe, Bioplastik oder Bambus – nach einmaliger Nutzung Energie, Ressourcen und CO2 in den Abgrund reissen, durchlaufen Mehrweg-Faltboxen theoretisch bis zu 150 Nutzungszyklen – vorausgesetzt, sie werden in geschlossenen Systemen mit schonender Handhabung eingesetzt (Fraunhofer UMSICHT, 2019). Rechnen Sie mal mit: Eine einzige Box aus PP-Kunststoff ersetzt über ihre Lebensdauer mindestens 120 Einwegkartons, selbst wenn sie in der Praxis oft nur 50–80 Zyklen erreicht. Das Fraunhofer-Institut bestätigt: Nach nur sieben Umläufen schlägt Mehrweg Einweg in der Ökobilanz – danach wird es nur noch peinlich für die Wegwerfkonkurrenz. Trotzdem halten Logistikabteilungen an Einweg fest.
Warum? Weil es bequem ist. Weil man sich nicht mit Rückführung, Tracking oder Reinigung beschäftigen muss. Weil es einfacher ist, «Bio» auf die Verpackung zu drucken, als Systeme zu ändern. Doch diese Bequemlichkeit wird teuer: Die EU-Taxonomie drückt CO2-Kosten in die Bilanzen, und Recyclingquoten sind eine Milchmädchenrechnung. Laut Deutscher Umwelthilfe (2021) werden in Deutschland nur 16,8 Prozent der Kunststoffverpackungen stofflich recycelt – der Rest wird verbrannt, exportiert oder vergraben. Zwar meldet das Statistische Bundesamt (2023) offiziell 48,6 Prozent, doch diese Zahl inkludiert die umstrittene «thermische Verwertung» (Verbrennung mit Energierückgewinnung). Jeder Einwegkarton ist also eine garantierte Umweltbelastung. Nur Mehrweg entkommt dieser Logik, denn die Box ist nicht Abfall, sondern Asset – wenn Transportwege kurz und Waschprozesse energieoptimiert sind. Moderne Pooling-Systeme tracken jede Einheit via RFID, garantieren in geschlossenen Supply Chains 99 Prozent Rücklaufquoten (IFCO, 2022) und machen Leergut zur planbaren Ressource.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Ellen MacArthur Foundation (2019) zeigt, dass Mehrwegsysteme in der Logistik die Materialkosten bei Grossunternehmen um bis zu 70 Prozent senken – vorausgesetzt, man durchbricht die kurzsichtige «Wir haben schon immer so bestellt »-Mentalität. Ein Hersteller von Autoersatzteilen reduzierte durch den Umstieg auf Faltboxen seinen Verpackungsmüll um 890 Tonnen pro Jahr (Fallstudie Schäfer Container Systems, 2020), die Transportkosten sanken um 40 Prozent, weil leer gefaltete Boxen plötzlich 80 Prozent weniger Volumen schluckten. Gleichzeitig meldeten die Marketingabteilungen unerwartete Nebenwirkungen: Kunden posteten die wiederbefüllten Boxen auf LinkedIn – kostenlose Werbung mit Öko-Bonus. Das Beste: In der Schweiz gibt es mit der «LeihBOX» bereits eine Lösung, die sich seit über zehn Jahren bewährt hat.
Ja, Mehrweg erfordert Mut. Mut, Lieferketten umzudenken. Mut, Investitionen in energiesparende Waschanlagen zu tätigen. Mut, sich von der Illusion zu verabschieden, Einweg könne je «nachhaltig» sein. Doch wer heute noch auf Einweg-Biokunststoffe setzt, handelt wie ein Arzt, der Brandwunden mit Pflastern behandelt. Die Wahrheit ist: Kreislaufwirtschaft gibt es nur mit Mehrweg. Alles andere ist Greenwashing für Faulpelze.
Die gute Nachricht? Die Technologie ist da. Die Kosten- Nutzen-Rechnung ist klar. Die Gesetze drücken in Richtung Kreisläufe. Bleibt nur eine Frage: Wann hören wir auf, Symptome zu bekämpfen – und lösen endlich das Problem?
Erik Streller-Shen, Gründer und Geschäftsführer von LeihBOX.com