Der grösste Denkfehler? Der Fokus auf 2030. Mindestrezyklatanteile, Recyclingfähigkeit, Verbote, Leerraumverhältnisse – ja, das sind die Buzzwords, die alle in den Raum werfen. Aber die eigentliche Deadline ist 2026. Und die meisten haben das nicht mal auf dem Schirm.
Spätestens ab dem 12. August 2026 wird Konformität gefordert. Nicht als Option. Nicht als «nice to have». Sondern als Pflicht für alle Verpackungen, die in der EU in Verkehr gebracht werden.
Das bedeutet: Konformitätsbewertungsverfahren. Technische Dokumentation. Konformitätserklärung.
Die Verpackung ist ab 2026 nicht mehr nur schmuckes Beiwerk. Sie ist das Produkt. Und das musst du jetzt verstehen – oder später teuer bezahlen. Die EU hat klare Erwartungen und macht Ernst. Ein zentrales Ziel der PPWR ist die konsequente Durchsetzung der grundlegenden Anforderungen an Verpackungen.
Die EU hat 30 Jahre gewartet. Jetzt ist Schluss. Die Hausaufgaben, die in den 90ern verteilt wurden, sind fällig. Sie entscheiden über den Marktzugang.
Aber die meisten haben sie nicht gemacht. Keine Verpackungskonzepte. Keine Spezifikation. Keine ausreichende Datenbasis. Keine Nachweise. Keine etablierten Prozesse oder IT-Strukturen.
Hinzu kommt die Lieferkette: Der Lieferant des Produkts ist selten der Lieferant der Verpackung. Das Ergebnis: Intransparenz. Endlose Abstimmungsschleifen. Kommunikationshölle. Und du bist mittendrin.
Denn es spielt keine Rolle, woher du deine Produkte beziehst. Es ist egal, wer die Verpackung liefert oder wer die Kartonage produziert.
Wenn du Produkte unter deiner Eigenmarke vertreibst, bist du der Erzeuger. Nicht dein Lieferant. Nicht dein Hersteller. Du. Punkt.
❯ Du bist greifbar. Für die Marktüberwachung. Für die Strafen. Für die Konsequenzen.
❯ Du bist verantwortlich.
❯ Du hast den Hebel.
Dem Lieferanten der Kartonage ist egal, was darin verpackt wird – und wie.
Du hingegen kannst die Verpackung aktiv gestalten. Verpackungskonzepte. Vorgaben. Spezifikationen. Recyclingfähigkeit (ja, auch schon 2026). Verpackungsminimierung. Genau das ist dein Spielfeld. Und wenn du es nicht bespielst, dann wird es jemand anderes tun – auf deine Kosten.
2026 ist die Deadline, nicht 2030. Die PPWR ist kein Zukunftsthema. Sie ist ein Jetzt-Thema. Wenn du 2026 nicht meisterst, wirst du 2030 nicht erleben – zumindest nicht als Player in der EU.
Also: Hör auf, dich in falscher Sicherheit zu wiegen. Übernimm Verantwortung für deine Verpackungen. Fang an, die richtigen Fragen zu stellen. Bau Prozesse auf. Schaff IT-Strukturen. Hol dir die Daten und Nachweise, die du brauchst. Jetzt.
Und wenn du Lieferant bist, dann lebe «Compliance as a Service». Unterstütze deine Kunden – proaktiv. Mit Daten, Nachweisen, PPWR-konformen Lösungen und Wissen. Mach sie konform. Denn wenn sie fallen, fällst du mit.
Die PPWR ist ein regulatorischer Vorschlaghammer. Die Frage ist: Schwingst du ihn – oder wirst du getroffen?
[1] PPWR = (Packaging and Packaging Waste Regulation – EU-Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle)
André Gierke, Geschaftsfuhrender Gesellschafter, Beratungsfirma EPR compact, Hilter am Teutoburger Wald, Deutschland