(Foto: Giesserei-Verband der Schweiz (GVS))

Schweizer Giessereien mit Tonnagen-Rückgang im 2023 – Ausblick für 2024 verhalten

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Jahresergebnis und Ausblick des Branchenverbands.

Zu Beginn des vergangenen Jahres erlebte die Schweizer Giesserei-Industrie einen vielversprechenden Aufschwung, gefolgt von einer kontinuierlichen Abschwächung. Insgesamt verringerten sich die ausgelieferten Tonnagen um minus 2.1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Herausfordernd gestaltet sich auch das laufende Jahr. Die Schweizer Giessereien bleiben vorsichtig optimistisch angesichts der steigenden Nachfrage für nachhaltige und innovative Gusslösungen. Jedoch rechnet der Branchenverband frühestens gegen Ende 2024 mit einer konjunkturellen Erholung auf niedrigerem Niveau.

Das Jahr 2023 begann für die Schweizer Giessereien teils fulminant. Dank der Entwicklung zahlreicher neuer Gussteile, verbunden mit der ausserordentlichen Kompetenz in der Fertigbearbeitung komplexer Gusskomponenten, konnte die Nachfrage vielerorts gesteigert werden. «Damit setzten die Schweizer Giessereien ein starkes Zeichen für unseren Werkplatz Schweiz. In einigen unserer Mitgliedsfirmen waren die Entwicklungsabteilungen angesichts des starken Interesses enorm gefordert», schildert Danilo Fiato, Präsident des Giesserei-Verbands der Schweiz (GVS).

Der positive Trend wurde im Jahresverlauf von einem allmählichen Rückgang der Aufträge abgelöst, der sich ab vergangenen Herbst manifestierte. «Beim Leichtmetall- und Nichteisenguss erhöhte sich die Produktionen 2023 um 1.1 %, beim Eisenguss hatten wir eine Reduktion von 4.1 %. Über alle Werkstoffe hinweg gesehen sank das Produktionsvolumen gesamthaft um 2.1% auf 40.130 abgelieferte Tonnen gegenüber 41.006 Tonnen im Vorjahr», erläutert GVS-Geschäftsführer Marcel Menet. In diesen Ergebnissen spiegle sich die konjunkturelle Abkühlung in praktisch allen Anwendermärkten der Schweizer Giesserei-Industrie wider.

Prognose für das Jahr 2024

Die Aussichten für das laufende Jahr hängen für die zu rund 80 Prozent exportorientierte Schweizer Giesserei-Industrie wesentlich von der konjunkturellen Entwicklung in wichtigen Anwendermärkten wie Deutschland und Frankreich ab. Der starke Schweizer Franken führt zu Wettbewerbsnachteilen, die kurzfristig nicht zu kompensieren sind und das Exportgeschäft schwer beeinträchtigen. Eine Erholung auf niedrigem Niveau wird frühestens gegen Ende 2024 erwartet.

Längerfristig blickt die Schweizer Giesserei-Industrie dennoch zuversichtlich in die Zukunft. Die anhaltenden Trends zum Klimaschutz und der Leichtbau in der Individualmobilität fördern die wachsende Nachfrage für nachhaltige und innovative Gusslösungen. «Die globale Aufgabe, durch den Einsatz kohlenstoffarmer Energiequellen die umweltschädigenden Kohlendioxid-Emissionen zu reduzieren, bestärkt unsere Industrie, weiter in neue Gussteile für Elektroantriebe und Batteriesysteme zu investieren. Darüber hinaus finden viele Innovationen im Bereich der Nachhaltigkeit in unseren Mitgliedsfirmen statt», so Menet. Einige Giessereien seien beispielsweise daran, Erdöl durch Erdgas oder gar CO2-neutrale Energieträger zu ersetzen.

Konkrete Projekte gibt es bereits für den Ersatz durch Elektrizität. Auch wird Wasserstoff als neuer Energieträger in der Schweizer Giesserei-Industrie geprüft. Wie innovativ die Branche unterwegs sei, unterstreiche auch, dass vielerorts die Produktionsabläufe zunehmend digitalisiert und Mitarbeitende dahingehend auch in der IT-Security speziell geschult würden. Die Schweizer Giessereien sind auf gut ausgebildete Fachleute und Führungskräfte angewiesen, um komplexe Gussteile in hochautomatisierten Prozessen zuverlässig fertigen zu können. Der Fachkräftemangel stellt daher weiterhin eine Herkulesaufgabe für die Branche dar. Sorge bereitet den Schweizer Giessereien zurzeit auch der Balanceakt, wie sie unter anderem die hohen Energiepreise weitergeben können, ohne gute Kundenbeziehungen zu belasten.

Im Gewitter des Subventionswettkampfs zwischen China, den USA und der EU

«Erschwerend kommen für uns die Auswirkungen der interventionistischen Politik der grossen Wirtschaftsmächte hinzu», schildert GVS-Präsident Fiato und führt aus: «China, die USA und die EU versuchen, im Subventionswettbewerb gleichzuziehen, um zu verhindern, dass Unternehmen aufgrund von Standortnachteilen abwandern». Unter dem Deckmantel «European Green Deal» verzerre die EU die Märkte zusätzlich und damit die Preisstrukturen. «Die Schweizer Giessereien haben nur begrenzte Möglichkeiten, in diesem Wettkampf mitzuhalten. Daher setzen wir weiterhin auf den Dialog mit Bundesbern, um auf diese Verzerrungen zu reagieren. Sei dies durch Förderprogramme für unsere energie-intensive Industrie oder beispielsweise mit einem Industrie-Strompreis», bringt es GVS-Geschäftsführer Menet auf den Punkt.