Für einen Drittel der Schweizer KMU stellen die steigenden Preise sogar eine besonders starke Bedrohung für den Betriebserfolg dar. Und ebenfalls ein Drittel sieht eine Wirtschaftskrise als ein bedrohliches Krisenszenario. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungs-Instituts YouGov im Auftrag des B2B-Plattformbetreibers Visable mit Sitz in Baar ZG.
Für 34 Prozent der Befragten ist die gegenwärtige Inflation ein bedrohliches Problemfeld für den Geschäftserfolg. Die steigenden Energiekosten werden von einem Viertel (26%) der KMUs genannt. Ebenfalls ins Gewicht fällt mit 22 Prozent der Arbeits- und Fachkräftemangel. Die Bankenkrise wird von 18 Prozent genannt und ist damit gleichbedeutend mit Lieferkettenproblemen. Für 15 Prozent der Unternehmen stellt auch ein Einbruch der Nachfrage eine Bedrohung Geschäftserfolges dar. Gefragt nach den Krisenszenarien, die als die grösste Bedrohung für die Geschäftstätigkeit bewertet werden, geben 34 Prozent der KMU eine Wirtschaftskrise an. Immerhin 16 Prozent sehen den Ukraine-Krieg als Gefahr und 11 Prozent fürchten sich vor Cyberattacken und Hackerangriffen. Der Klimawandel wird von 6 Prozent genannt.
KMUs kämpfen mit Umsatzeinbussen
Die gegenwärtigen geopolitischen und wirtschaftlichen Turbulenzen wirken sich auch auf die Geschäftszahlen aus. 38 Prozent der befragten KMU gaben an, dass die Umsätze seit Anfang 2022 um bis zu einem Viertel gesunken sind und 11 Prozent beklagen sogar einen Umsatzrückgang um bis zur Hälfte. 26 Prozent der Unternehmen hatten keine Umsatzeinbussen und nur 10% freuen sich über einen Umsatzanstieg. «Vordergründig geht es der Schweizer Wirtschaft gut, doch gleichzeitig gibt es einen beachtlichen Teil von Unternehmen, die enorm kämpfen müssen», sagt Peter F. Schmid, CEO von Visable.
Wie die Visable-Umfrage zeigt, greifen die KMU zu teils drastischen Massnahmen, um in der gegenwärtigen Krisenzeit bestehen zu können. 22 Prozent kümmern sich aktiv um Energiesparmassnahmen und rund ein Fünftel (19%) reagiert mit Personalabbau oder Lohnkürzungen. 15 Prozent müssen betriebliche Notfallpläne umsetzen und 13 Prozent sehen sich zu erhöhten Rückstellungen gezwungen. Kurzarbeit ist bei 9 Prozent der Unternehmen ein Thema. «Die Lage ist ernst. Die Schweizer KMU sehen sich enormen Herausforderungen konfrontiert», sagt Peter F. Schmid von Visable. «Um weiter durchzuhalten und gestärkt aus der Krise zu kommen, braucht es verbesserte Rahmenbedingungen», so Schmid. Hier sei auch die Politik gefragt.
Bessere Sicherung der Energieversorgung gefordert
Tatsächlich bringt die Visable-Umfrage auch politische Forderungen zum Vorschein. Obwohl eine Strommangellage im letzten Winter abgewendet werden konnte, wünschen sich 34 Prozent der befragten KMU eine bessere Sicherung der Energieversorgung. Rund ein Drittel (32%) fordert einen Abbau von Bürokratie und rund ein Viertel (23%) plädiert für Steuersenkungen und andere finanzielle Unterstützungen. Exakt ein Fünftel verlangt schärfere Massnahmen gegen den Klimawandel und Investitionen in den Umweltschutz.
Die hohe Inflation und die steigenden Energiekosten treiben auch die europäischen Nachbarn um. Parallele Befragungen über YouGov zeigen, dass diese beiden Problemfelder den Betriebserfolg in Frankreich, Österreich und der Schweiz am meisten gefährden und mit Massnahmen zur Energieeinsparung jeweils am häufigsten entgegengewirkt wird. Während in Deutschland (35%) und Österreich (38%) die Sorge über Fach- und Arbeitskräftemangel ziemlich hoch ist, scheint das Problem in der Schweiz und in Frankreich kleiner zu sein.
Frankreich segelt besser durch die Krise als die Schweiz
Energiekosten und Inflation belasten die Unternehmen in Frankreich signifikant weniger als in Deutschland und Österreich. Ein schon seit Herbst 2021 eingefrorener Gas- und ein frühzeitig gedeckelter Strompreis sowie ein Tankrabatt kosteten den französischen Staat zwar viel Geld, hielten aber die Inflation geringer und wirken sich auf den Erfolg der Unternehmen aus: 15 Prozent der befragten französischen Unternehmen konnten trotz Krisen ihre Umsätze letztes Jahr steigern, mehr als in jedem der anderen Länder inklusive der Schweiz.