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Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft: Auswirkungen und Chancen für die Pharma- Industrie

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Die europäische Green-Deal-Initiative strebt eine Transformation in der Art und Weise an, wie wir Waren produzieren und konsumieren. Im Rahmen dessen nimmt die Überarbeitung der Verpackungsrichtlinie eine zentrale Rolle ein. Verpackungen spielen eine wichtige Rolle in der Wirtschaft, tragen aber auch erheblich zu Umweltproblemen wie Ressourcenverbrauch, Verschmutzung und Treibhausgasemissionen bei. Die aktuellen Herausforderungen umfassen das wachsende Volumen an Verpackungsabfällen, Hindernisse für die Kreislaufwirtschaft und den geringen Anteil an recycelten Materialien.

Um diesen Problemen entgegenzuwirken, hat die EU-Kommission am 30. November 2022 einen Entwurf der Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation, PPWR) veröffentlicht. Diese Verordnung wird nach Annahme für alle EU-Mitgliedstaaten und alle Verpackungsmaterialien gelten. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf Unternehmen mit Sitz in der EU, sondern auch auf in der Schweiz ansässige Unternehmen mit Tätigkeiten in der EU.
Die PPWR strebt eine kosteneffektive Kreislaufwirtschaft für Verpackungen an. Sie umfasst Nachhaltigkeitsanforderungen, harmonisierte Kennzeichnungen und Verpflichtungen für Hersteller, Importeure und Händler. Die Verordnung legt Ziele für Wiederverwendung und Recycling fest und verpflichtet Unternehmen zur Bereitstellung von Informationen für Endnutzer. Sie beinhaltet auch Massnahmen zur Abfallbewirtschaftung, wie die Einrichtung eines Herstellerregisters in allen Mitgliedstaaten. Die PPWR führt zusätzliche Verpflichtungen und Gestaltungskriterien für Hersteller ein, wie Recyclingfähigkeit, Minimierung von Verpackungen, Einsatz von recycelten Materialien und Stoffzusammensetzung. Um die Einhaltung sicherzustellen, hat die EU-Kommission spezifische Kontrollverfahren eingeführt, einschliesslich Tests und Messungen.

Lösungsfindung mit Interessengruppen
Die PPWR hat auch Auswirkungen auf die pharmazeutische Industrie. Obwohl bereits erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) im Pharma-Sektor angewendet wird, wirft die PPWR neue Fragen bezüglich der Auswirkungen auf pharmazeutische Unternehmen auf. Es  wurden Ausnahmen festgelegt, um die Sicherheit von Arzneimitteln zu gewährleisten. So gelten beispielsweise die Recyclinganforderungen nicht für Verpackungen, die direkt mit dem Arzneimittel in Kontakt stehen, und für kontaktempfindliche Kunststoffverpackungen von medizinischen Geräten. Zudem besteht keine Verpflichtung für einen Mindestanteil an recyceltem Material in bestimmten Kunststoffverpackungen und der äusseren Verpackung von Arzneimitteln.
Um in einer Kreislaufwirtschaft erfolgreich zu sein, sollten pharmazeutische Unternehmen zwei zentrale Massnahmen ergreifen. Erstens sollten sie in nachhaltige Verpackungsentwicklung investieren, die den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft entspricht. Zweitens sollten sie mit Interessengruppen zusammenarbeiten, um innovative Lösungen zu entwickeln, die Abfall minimieren. Die Optimierung der Lieferkette und die Minimierung von Abfällen können ebenfalls einen signifikanten Beitrag zur Erreichung einer Kreislaufwirtschaft leisten.

Aktuelle Verpackungstrends
In der Pharma-Industrie wurden bereits Fortschritte in Richtung nachhaltiger Verpackungspraktiken erzielt. Unternehmen setzen zunehmend auf recycelbare Monomaterial-Blister und biologisch abbaubare Materialien. Auch der Einsatz von QR-Codes anstelle von Packungsbeilagen und 3D-Drucktechnologie gewinnt an Bedeutung. Einige grosse Pharma- Unternehmen haben sich das Ziel gesetzt, bis 2030 zu 100 Prozent auf umweltfreundliche Verpackungen umzusteigen und einen hohen Anteil an recyceltem Material in ihrer Markenverpackung zu erreichen.
Die PPWR ist ein Schritt in Richtung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Die pharmazeutische Industrie muss diese Veränderungen proaktiv angehen, ihre Verpackungen neu gestalten und mit Interessengruppen zusammenarbeiten, um innovative Lösungen zu  entwickeln. Unternehmen, die auf Nachhaltigkeit setzen, können sich als Vorreiter positionieren und zu einer grüneren Zukunft beitragen.

Die Herausforderungen gemeinsam bewältigen
Die Pharma-Experten von PwC sind bereit, ihre Kundinnen und Kunden bei der Erzielung nachhaltiger Ergebnisse durch ihre ESG-Strategie zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, sich als innovatives und marktführendes Unternehmen zu positionieren. Zudem sind sie bestens gerüstet, um gemeinsam mit Kundinnen und Kunden regulatorische Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.

Sandra Ragaz Partner, Leader Pharma & Life Science – International Indirect Tax & Regulatory, PwC Schweiz
Marta Campos Martinez VAT, and Environmental Tax Manager, PwC Schweiz
Dominik Hofstetter Associate, Pharma Regulatory, PwC Schweiz