Céline Vogel, COO der Synopac AG und der Flaigg AG in Aesch BL

«Wir können Standard und lieben individuelle Lösungen!»

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Am Anfang stand die Idee, eine eigene Verpackungswerkstatt aufzubauen. Diese konnte Stephan Vogel durch unternehmerisches Geschick realisieren. Daraus hervor ging eine Unternehmensgruppe aus der Synopac AG und der Flaigg AG in Aesch (BL). Momentan vollzieht sich die Übergabe der operativen Leitung an seine Tochter Céline Vogel, COO beider Unternehmen, die bereits seit 2016 in der Gruppe tätig ist. Im Interview sprach «Verpackungs-Industrie» mit der jungen Unternehmerin über Herausforderungen beim Generationenwechsel und die familiäre Leidenschaft für Maschinenbau für Verpackungstechnik.

Frau Vogel, können Sie uns etwas über die Gründungsgeschichte der Unternehmen erzählen und wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelt haben?
Die Firmengruppe umfasst die Flaigg AG für Verpackungen, die Synopac AG für Maschinen und die Artopac AG für Verpackungskonzepte.
Die Geschichte unserer Firmengruppe beginnt mit der Flaigg AG. Herr Gustav Adolf Flaigg erkannte in den 1940er-Jahren die Marktlücke für den Vertrieb der Injektions- und Infusionsflaschen aus Borosilikatglas der hydrolytischen Klasse 1 (Typ I) für die Pharma- und Chemieindustrie. Dieses Glas weist eine sehr gute Chemikalien- und Temperaturbeständigkeit auf. Daraus resultierte 1946 die Gründung der Einzelfirma Flaigg. Diese erhielt als erste von der Firma Wheaton Glass USA das Exklusivrecht für den weltweiten Vertrieb.
Nachdem Herr Flaigg 1952 in der Zürcher Zeitung einen Artikel über das Patent zum Entfernen von Metallkappen auf Flaschen von Herrn Dr. Josef Müller-Strobel gelesen hatte, war er davon überzeugt, dass diese Produkte eine optimale Sortimentserweiterung sind. Verhandlungen mit der Fermpress Apparate AG führten in eine exklusive Partnerschaft für den europaweiten Vertrieb der Fermpress-Hand-und-Tisch-Crimpzangen. Der erfolgreiche Vertrieb der verschiedenen Produkte bewog Herrn Flaigg 1965 eine AG zu gründen. 1971 wurden die Kunststoffverpackungen in das Sortiment aufgenommen.

Wie wurde Ihr Vater Eigentümer der Unternehmen?
Mein Vater Stephan Vogel hatte die Idee, eine eigene Verpackungswerkstatt aufzubauen. Aus diesem Grunde erwarb er 1996 als erstes die Flaigg AG. Er erweiterte das Sortiment und die Dienstleistungen fortlaufend. Als die Firma Fermpress Apparate AG, der Lieferant der Fermpress-Crimpzangen für die Flaigg AG, zum Verkauf stand, nutzte mein Vater seine unternehmerische Chance und kaufte ebenfalls diese Firma. Er firmierte diese in Synopac AG (synergy of packaging) um. Hier wurde das Sortiment mit Abfüll-, Verschliess- und Etikettiermaschinen erweitert. Die Erweiterung des Sortiments erfolgte mit selbst entwickelten Maschinen sowie dem Vertrieb von sortimentsergänzenden Maschinen anderer Maschinenbauer. Die Maschinen sind grösstenteils modular aufgebaut und können in der Basisversion halbautomatisch eingesetzt werden. Bei grösseren zu verarbeitenden Mengen können die Module in speziell entwickelte Automationseinheiten eingebaut werden.

Wie ging die Geschichte mit der Idee der Verpackungswerkstatt weiter?
Zur Erweiterung der Verpackungswerkstatt der Firma Flaigg AG, welche Verpackungen vertreibt, der Synopac AG, welche Maschinen entwickelt und vertreibt, erfolgte 2006 der Kauf der Sparte Extrusionsblasen von der Firma Säntis J. Göldi AG und mein Vater gründete daraus die Produktionsfirma Flaigg Plastics AG. Das Wissen im Bereich der Produktion für extrusionsgeblasene Hohlkörper und Spritzguss ist bereits seit den 1950er-Jahren mit einem weiteren Familienzweig der Familie Vogel vorhanden. Die Produktion von extrusionsgeblasenen Behältern entwickelte sich sehr gut und es musste entschieden werden, auf welche Art man grössere Kapazitäten schaffen kann.
In der Folge entschied sich mein Vater dazu, die Synergien der Partnerfirmen zu nutzen und unsere Maschinen bei diesen in die bestehende Produktion einzubinden. Er firmierte 2019 die Flaigg Plastics AG in die Artopac AG (art of packaging) um. Die Firma bietet ihren Kunden eine unabhängige Beratung in Bezug auf Verpackungsmöglichkeiten an.

Wie unterscheidet sich Ihre Herangehensweise an kundenspezifische Verpackungen und Maschinen im Vergleich zu anderen Unternehmen in der Branche?
Aufgrund unseres technisch basierten Wissens sind wir in der Lage, zeitgemässe Verpackungskonzepte bereits für kleinere Jahresmengen anzubieten. Darunter verstehen wir die Handhabung der Verpackung sowie die Aspekte Marketing, Produktionstechnik, Ökologie und Logistik und bieten unseren Kunden auf diese Weise massgeschneiderte Lösungen aus einer Hand an.
Wir unterstützen nicht nur bei der Entwicklung von optimalen Verpackungslösungen, wir optimieren auch die Produktion unserer Kunden durch den Einsatz unserer Synopac-Maschinen.
Unser neu bezogenes Hochregallager mit über 3000 Palettenplätzen nutzen wir für den maximalen Kundenservice. So können wir mit unserem eigenen Lieferservice sofort ab Lager liefern oder Produkte auf Abruf für unsere Kunden einlagern. Dies bietet unseren Kunden noch mehr Flexibilität.
Wir können Standard und lieben individuelle Lösungen mit unserer «Verpackungswerkstatt».

Frau Vogel, wie entstand Ihr Interesse an einer Tätigkeit im Maschinenbau und in der Verpackungstechnik?
Bereits als Kind nahm mich mein Vater bei verschiedenen Gelegenheiten in die Firmen mit. Mich faszinierte schon damals, wie etwas aufgebaut und produziert wird. Mein Interesse verstärkte sich durch die Jahre und bei der Berufswahl entschied ich mich, Konstruktion im Maschinenbau zu erlernen. Über das Höhere Wirtschaftsdiplom VSK/HWD erfolgte die Verbindung zur Betriebswirtschaft und nachfolgend absolvierte ich meinen Bachelor of Applied Science in Management.

Welchen Herausforderungen müssen Sie sich in der familieninternen Nachfolgeregelung stellen?
Die Herausforderung einer familieninternen Nachfolgeregelung fasse ich wie folgt zusammen: Wenn Kinder eigenständig werden und sich von zu Hause ablösen, dann ist dies für die Kinder und die Eltern ein herausfordernder Prozess.
Daher verstehe ich, dass die Übergabe der Firmen von meinem Vater an mich für ihn eine grosse Veränderung zur Folge hat. Seine Firmen könnte man wie seine Kinder sehen. Durch die Nachfolge muss er diese loslassen und das Vertrauen haben, dass die Firmen bei mir in guten Händen sind.
Wenn ich irgendwann einmal in die Situation kommen würde, die Firmen zu übergeben, dann würde ich vielleicht die gleichen Gefühle wie mein Vater haben.

Wie navigieren Sie zwischen den bewährten Traditionen der Unternehmen und Innovationen?
Ich bin der Meinung, dass ich zwischen Bewahren und notwendiger Innovation das richtige Mass finden muss. Es ist notwendig, dass ich den Markt aufmerksam beobachte und mich mit den möglichen Auswirkungen der sich veränderten Umwelt gründlich auseinandersetzte.

Sehen Sie Unterschiede zwischen Männern und Frauen in einer Führungsposition?
Ich mache keinen Unterschied, ob man als Frau oder als Mann ein Unternehmen führt, sondern für mich ist in erster Linie die Performance wichtig. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es notwendig, als Führungsperson über genügend Sozial- und Fachkompetenz zu verfügen. Dabei habe ich festgestellt, dass Wissen ein sehr wichtiges Führungsinstrument ist. Aus diesem Grund ist es mir wichtig, wissensmässig möglichst auf dem neusten Stand zu sein.

Sehen Sie Unterschiede zwischen Männern und Frauen in einer Führungsposition?
Ich mache keinen Unterschied, ob man als Frau oder als Mann ein Unternehmen führt, sondern für mich ist in erster Linie die Performance wichtig. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es notwendig, als Führungsperson über genügend Sozial- und Fachkompetenz zu verfügen. Dabei habe ich festgestellt, dass Wissen ein sehr wichtiges Führungsinstrument ist. Aus diesem Grund ist es mir wichtig, wissensmässig möglichst auf dem neusten Stand zu sein.