In einem mehrtägigen Prozess werden die Wannen bis zum Produktionsstart auf Temperatur gebracht und befüllt. Nach der offiziellen Eröffnung im Oktober 2023 wird an Vetropacks neuem Hightech-Standort bis zu 70 Prozent mehr Glas produziert als im bisherigen Werk – bei einem Maximum an Flexibilität und Nachhaltigkeit.
Bislang produziert Vetropack Italia S.r.l., eine Tochtergesellschaft der Vetropack-Gruppe, im norditalienischen Trezzano sul Naviglio Glasverpackungen. Nun verlegt das Unternehmen die Produktion in den 25 Kilometer entfernten, hochmodernen Neubau in Boffalora sopra Ticino. Über 400 Mio. CHF hat Vetropack in den neuen Fertigungsstandort investiert, um der steigenden Nachfrage auf dem italienischen Markt einen Schritt voraus zu sein und den gestiegenen Qualitätsanforderungen gerecht zu werden. „Der italienische Markt mit seinen vielen Weltmarken spielt in unserer Strategie eine grosse Rolle“, erklärt Johann Reiter, CEO der Vetropack-Gruppe. „Mit dem Beginn der Inbetriebnahmephase haben wir in Italien einen wichtigen Meilenstein erreicht. Auch wenn bis zum Produktionsstart noch einige Schritte nötig sind – wir sind im Endspurt.“
Energie präzise dosiert
Bereits vor Beginn der Auftemperung wurden die neuen Wannen in Boffalora in einer sogenannten „Kalt-Abnahme“ von aussen und innen inspiziert. Der anschliessende, ebenfalls „kalt“ ausgeführte 24-Stunden-Test bestätigte, dass die Ausrüstung um und an den Wannen optimal funktioniert. Am 22. Mai begann die Befeuerung der ersten Wanne, die zweite Wanne folgt wenige Wochen später. Zunächst wird noch mit externen Brennern gefeuert. Dieser Prozess nimmt insgesamt 14 Tage in Anspruch: „Die Wannen müssen präzise und kontrolliert entlang einer bestimmten Aufheizkurve von Raumtemperatur auf 1550 Grad Celsius getempert werden, damit sie keinen Schaden nehmen“, erläutert Christoph Burgermeister, Projektleiter bei Vetropack. „Ausserdem dehnt sich das feuerfeste Material durch die Erwärmung aus, weshalb während dieses Prozessschrittes Druckbolzen in der Stahlkonstruktion laufend angepasst werden müssen.“
Ab einer Temperatur von ca. 1050 Grad Celsius übernehmen die wanneneigenen Brenner die Beheizung und bringen die interne Temperatur der Wannen auf 1550 Grad Celsius. Die Befüllung beginnt mit Altglasscherben, die nicht nur wertvolle Rohstoffe sparen, sondern auch mit geringerem Energieaufwand eingeschmolzen werden können als Rohmaterial. Nach zwei bis drei Tagen werden die Scherben durch ein Gemenge aus Primärrohstoffen ergänzt und abschliessend für etwa 24 Stunden erhitzt. Danach wird das geschmolzene Glas über den Vorherd in die Feeder geleitet, zu Glastropfen geschnitten und den Glasblasautomaten nacheinander zugeführt, die die Glastropfen zu Behältern formen. Je nach Fortschritt der Inbetriebnahme sieht der Zeitplan in Boffalora vor, dass die Glasblasautomaten in enger Abfolge nacheinander in Betrieb genommen werden.
Flexible und nachhaltige Produktion
Einmal in Betrieb soll das neue Werk laut Vetropack nicht nur eine bis zu 70-prozentige Steigerung der Produktionskapazität gegenüber dem Werk in Trezzano bieten. Die smarten Technologien, in die der Glashersteller für das Brownfield-Projekt Boffalora investiert, ermöglichen gleichzeitig mehr Flexibilität in der Produktion, zum Beispiel für sogenannte semi-specials – aussergewöhnliche Verpackungen in kleineren Losen. Ausserdem ist der Standort auf eine deutlich ressourceneffizientere und nachhaltigere Produktion ausgerichtet: Zur Fertigung genutztes Wasser und die Abwärme der Schmelzwannen werden dank Kreislaufsystemen so weit möglich wiederverwendet, ausgestossene Emissionen mithilfe neuester Filteranlagen stark reduziert.
Mit der Eröffnung des neuen Standortes sieht das bisherige Werk in Trezzano sul Naviglio seiner Schliessung entgegen. Mit Inbetriebnahme ist Boffalora sopra Ticino alleiniger Vetropack-Standort in Italien. Die 301 Mitarbeitenden müssen dennoch nicht um ihren Arbeitsplatz bangen – allen Angestellten des bisherigen Standortes wurde ein Transferangebot gemacht. Zur derzeitigen Belegschaft gehören auch Mitarbeiter, die bereits in jüngster Vergangenheit eingestellt wurden, um die erforderliche Ausbildung zu erhalten. Angesichts der erheblichen Produktivitätssteigerung wird die Belegschaft weiter wachsen, um den Produktionsbedarf zu decken.