Saverio Mayer, CEO Smurfit Kappa Europe, nimmt Stellung zum PPWR-Verordnungsentwurf: «Mit dem Änderungsvorschlag der PPWR will die EU nun den Umgang mit Verpackungen nachhaltiger regeln. Das ist ein grosser Schritt in die richtige Richtung, und jeder unterstützt die Ziele, Abfall und CO2-Emissionen zu reduzieren. Bereits im Jahr 2020 begrüsste der EU-Rat die Absicht, dass bis 2030 alle Verpackungen wiederverwendbar oder recycelbar sein sollen.
Die Vorschläge zur Einführung verbindlicher Wiederverwendungsquoten für Transportverpackungen sind jedoch bedenklich. Wie ich Anfang des Jahres schrieb, würden sie dem weltbesten Recyclingsystem den Boden entziehen und dazu führen, dass sich die Menge an Kunststoff, die als wiederverwendbare Verpackungen produziert wird, bis 2040 verdoppelt. Eine Verordnung, mit der Abfall vermieden werden soll, könnte am Ende ein Schlupfloch enthalten, das einen Berg von Abfall verursacht.
Tatsache ist, dass weltweit derzeit nur 9 Prozent der Kunststoffe recycelt werden. Die restlichen 91 Prozent landen auf Mülldeponien und in Verbrennungsanlagen oder in unseren Flüssen, Stränden und Ozeanen. Kunststoff ist ausserdem für 10 bis 13 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich, die wir bis 2050 vermeiden müssen. Die Förderung von wiederverwendbaren Verpackungen ist gut gemeint, aber wir sollten nicht auf recycelbare Materialien komplett verzichten: beides sollte Hand in Hand gehen.
Der spanische Agrar- und Lebensmittelsektor hat ebenfalls darauf hingewiesen, dass bei der Wiederverwendung der kontinuierliche Anstieg der CO2-Emissionen, der durch die für wiederverwendbare Verpackungen erforderlichen Logistik-, Transport- und Waschsysteme verursacht wird, nicht berücksichtigt wird. Und der spanische Unternehmerverband (CEOE), der zwei Millionen Unternehmen und Freiberufler aus allen Sektoren vertritt, hat betont, wie wichtig es ist, sich realistische Ziele zu setzen, die auf einer Nachhaltigkeitsanalyse beruhen und nur dann erreicht werden können, wenn nachgewiesen wird, dass sie klare Vorteile für die Umwelt und die Gesellschaft bringen".
Ich schlage nicht vor, Plastikverpackungen abzuschaffen. Wir müssen pragmatisch sein. Es gibt viele Verwendungszwecke für Kunststoff und wird es auch in Zukunft geben. Aber wo Plastik durch eine nachhaltige Alternative ersetzt werden kann, sollte dies auch geschehen. Die EU steht vor einigen wichtigen Entscheidungen über die PPWR. Die erste ist heute (22. November), wenn das EU-Parlament endgültig darüber abstimmen wird. Am 18. Dezember wird dann der Rat der Umweltminister seinen Standpunkt zu derselben Verordnung festlegen.
Das oberste Prinzip sollte lauten: Wir ersetzen das beste Recyclingsystem der Welt nicht durch ein unerprobtes Wiederverwendungs- und Rücknahmesystem, um ein Produkt zu rechtfertigen, das die Menschen lieber weniger als mehr benutzen wollen.
Theoretisch würde kein einziger Kunststoff in die Umwelt gelangen, wenn wir ihn wiederverwenden würden. Doch das ist ein Mythos. Gegenwärtig gelten Wiederverwendungssysteme bei einer Rücklaufquote von 75 Prozent als erfolgreich - das entspricht gerade einmal vier Wegen vom Hersteller eines verpackten Gutes zum Verbraucher und zurück zum Hersteller. Das ist weit entfernt von dem, was die Verordnung anstrebt. Es besteht eindeutig die Gefahr, dass Europa, so gut diese Verordnung auch gemeint sein mag, am Ende riesige Mengen an überdimensionierten, wiederverwendbaren Verpackungen hat, die in der Praxis nur wenige Wege zurücklegen und nach den Definitionen der Verordnung nicht wiederverwertbar sind.»
Smurfit Kappa ist mit der Smurfit Kappa Swisswell AG in Möhlin in der Schweiz vertreten.