(Foto: Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL)

Pflichtlager werden den ändernden Bedürfnissen angepasst

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Die Haltung von Pflichtlagern für Mangellagen ist ein ständiger Anpassungsprozess. Der neueste Vierjahresüberblick zu den Pflichtlagern für Energie, Ernährung, Heilmittel und Industrie zeigt, wo Lagerbestände ausgeweitet und wo sie reduziert werden. Die Gesamtkosten der Pflichtlagerhaltung gehen stark zurück.

Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) erfasst mit seinem Bericht zur Vorratshaltung 2023, wie sich die Pflichtlager in den vergangenen vier Jahren entwickelt haben und wohin die künftige Entwicklung geht. Die Corona-Krise, in Asien unterbrochene Lieferketten und vorübergehende Produktionsstopps, der russische Krieg gegen die Ukraine, sehr tiefe Pegelstände für die Rheinschifffahrt oder Streiks in Nachbarländern der Schweiz: Dies sind einige der Ereignisse gewesen, welche es nötig machten, die Wirtschaft bei der Versorgung mit lebenswichtigen Gütern durch Pflichtlager zu unterstützen.

Es hat sich gezeigt, dass die Lager in manchen Bereichen ausgebaut werden müssen. So ist bei den Heilmitteln eine Ausweitung der Melde- und Lagerpflicht vorgesehen. Damit wird der Kreis der lebenswichtigen Wirkstoffe ausgeweitet, für welche Pflichtlager gehaltenwerden müssen. Bei der Ernährung gingen Vorschläge für einen Ausbau der Pflichtlagermengen kürzlich in die Vernehmlassung. Der Bundesrat wird im Winter 2023/2024 über das weitere Vorgehen entscheiden.

Verpackungen

Zum Thema Verpackungen heisst es im jüngsten Bericht des BWL vom 17. November 2023:
Die Pflichtlager an Kunststoffen werden in Form von Granulaten sowie zugehörigen Zusatzstoffen gehalten. Damit können insbesondere Verpackungen für Heilmittel und Lebensmittel hergestellt werden. Dafür wird Polyethylen und Ethanol benötigt, dessen Pflichtlagermengen unverändert bleiben: 81 Tonnen für Polyethylen und Zusatzstoffe sowie 6000 Tonnen Ethanol.

Kunststoff

Kunststoff-Granulate werden zu 90 % aus Erdöl hergestellt. Rund 13 % des gesamten geförderten Rohöls gelangen als Ausgangsstoffe in die chemische Industrie. Davon wird etwa die Hälfte zur Herstellung von Kunststoffen verwendet. Die Schweizer Kunststoffindustrie importiert sämtliche Granulate, welche zu Verpackungen verarbeitet werden. 52 % der Importe von Granulaten kommen aus Asien, 15 % aus der Europäischen Union (EU), vor allem aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden und der Rest kommt vor allem aus dem Nahen Osten und den USA. Der Import von Halbfabrikaten oder fertigen Verpackungen nimmt zu, was zu Veränderungen in der Verpackungsindustrie in der Schweiz führt.

Im Detailhandel findet eine Konzentration auf einige wenige grosse Detailhändler statt, die bestimmen, welche Verpackungen verwendet werden. Die Konzentration und die Auslagerung von Abfüllungen durch den Handel ins Ausland verringert das Bedarfspotenzial der Schweizer Hersteller im Inland. Dazu kommt durch die ungünstige Entwicklung der Kosten (Arbeitskosten, Eurokurs, Energiekosten usw.) eine verringerte Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Unternehmen. In der Schweiz sind in den letzten Jahren einige Verpackungshersteller vom Markt verschwunden, so gibt es beispielsweise keine Hersteller von Folien oder Abfallsäcken mehr.