Bald keine Glasflaschenproduktion mehr in der Schweiz? ©Computer-Generiertes Bild

Fällt ein weiterer Baustein in der Verpackungsversorgung der Schweiz?

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Anfang März hat die Vetropack-Gruppe bekannt gegeben, dass sie ein Konsultationsverfahren über die Zukunft ihres Produktionsstandorts in St-Prex VD eröffnen wird. Das traditionsreiche Glaswerk könnte noch in diesem Jahr endgültig geschlossen werden. Damit würde die Produktion einer weiteren Verpackungsart in der Schweiz eingestellt werden und die wirtschaftliche Landesversorgung noch weiter geschwächt. Diese Entwicklung und die Abwanderung ganzer Packmittelherstellungsbereiche aus der Schweiz macht unser Land noch abhängiger vom Ausland. Was eigentlich grosse sorge auslösen sollte, hat bis anhin noch keine grossen Wellen geworfen. Aber wenn Bundesbern in der nächsten Krise mit Grenzschliessungen dann doch einmal aufwachen sollte und für Lebensmittel sowie Pharmaprodukte plötzlich kein Verpackungsmaterial mehr verfügbar ist, könnte es längst zu spät sein.

Die Abwanderung bzw. die Schliessungen von Schweizer Produktionsstandorten für Verpackungsmaterialien reicht weit zurück. Im Bereich der Versorgung mit Verpackungen ist in den vergangenen 25 Jahren eine kontinuierliche Verschlechterung zu verzeichnen. Dies ist bemerkenswert, denn Verpackungen gelten in der Schweiz zwar als systemrelevant, dennoch nimmt ihre Produktionsmenge ständig ab und die Herstellung  ganzer Verpackungsarten wurde in diesem Zeitraum eingestellt. Der Abbau begann durch jenes Unternehmen, welches vor einigen Wochen wieder in den Fokus entsprechender Entscheide rückte: Die Vetropack-Gruppe schloss im Jahre 2002 ihre Wanne für die Produktion von Grünglas in Bülach. Vetropack produzierte dort Getränkeflaschen und Einmachgläser. Im Sommer 2010 wurde dann die letzte Vollkartonherstellung auf Schweizer Boden geschlossen. Der Eigentümer der Fabrik Karton Deisswil in Stettlen BE, der österreichische Konzern Mayr Melnhof, schloss die Kartonproduktion explizit aufgrund neu in der Schweiz eingeführter Emissionssteuern. Karton Deisswil war somit das erste Opfer des seither auch in der Schweiz grassierenden Ökowahnsinns. Im Jahr zuvor wurden in Deisswil noch rund 112 000 Tonnen Karton auf drei Kartonmaschinen produziert.

Die letzten beiden Produktionsstätten für Tuben und Kartuschen aus Aluminium für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie in der Schweiz in Reinach BL und Bischofszell fielen im Herbst 2013 dem starken Schweizer Franken und den  Überkapazitäten in der europäischen Tubenindustrie zum Opfer. Die Eigentümerin H. Obrist & Co. AG musste ihr Stammwerk in Reinach BL und die 2011 übernommene Bischofszeller Tubenfabrik tubi.ch AG schliessen. Ebenfalls ein Opfer von Emissionssteuern und des Franken-Wechselkurses wurde im Sommer 2016 die grossindustrielle Polyethylen-Blasfolienherstellung in der Schweiz. Nachdem die Folag AG mit Standorten in Sempach Station LU und Burgdorf BE bereits im September 2015 Insolvenz anmelden musste, verblieb die Ostschweizer Petroplast Vinora AG als letzter grossindustrieller Blasfolienhersteller, der ebenfalls bald in Schieflage geriet. Im Sommer 2016 wurde ihr Werk in Andwil für Flexodruck und Kaschieren geschlossen und kurz darauf jenes für die Blasfolienextrusion in Jona. Die Konkursmasse der Petroplast Vinora ging an einen deutschen Rivalen, der nun nicht mehr in der Schweiz produziert. Die Blasfolienherstellung findet in der Schweiz seither nur noch punktuell im kleinsten Massstab statt: für Kehrichtgebührensäcke der Gemeinden.

Und nun soll das letzte Schweizer Produktionswerk für grünes Verpackungsglas in St-Prex wahrscheinlich noch in diesem Jahr endgültig geschlossen werden. Der Standort leidet seit Jahren unter Schwierigkeiten im Hinblick auf seine geringe Grösse und Rentabilität. Das war schon länger bekannt und hat auch schon vor rund 18 Jahren bereits die Entscheidung erschwert, nochmals eine Wannensanierung vorzunehmen. Doch während man sich 2006 für die Weiterführung entschlossen hat, dürfte nun die Schliessung bevorstehen. In der Verpackungsglaswirtschaft erfolgen Wannenrevisionen in der Regel alle zehn bis zwölf Jahre und insofern sind solche Entscheidungen immer von mittelfristiger Tragweite. Eine revidierte Glaswanne muss über diesen Zeitraum produzieren, ansonsten lohnt sich die Investition nicht. Offenbar scheint Vetropack der profitable Weiterbetrieb des Werks unmöglich. Der über hundert Jahre alte Produktionsstandort St-Prex war über die Jahrzehnte Gegenstand zahlreicher Anpassungen und grösserer Investitionen. Doch die Lage inmitten eines stark bebauten Gebiets sowie der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit im harten europäischen Marktumfeld setzen dem Werk zu. Der Ausblick für den Standort ist negativ. Seine Schliessung wird ziemlich sicher folgen, denn üblicherweise sind solche Entscheidungen bereits getroffen, wenn die gesetzlich vorgeschriebenen Konsultationsgespräche erst beginnen.

Überraschend kommt die Entwicklung in St-Prex sicher nicht. Neben dem üblichen Geschrei der Gewerkschaften und einer Erklärung des Bedauerns aus dem Standortkanton verhält sich die Schweizer Politik verdächtig leise. Nur zu gut weiss man in Bundesbern, dass die eigene fehlgeleitete Industriepolitik der letzten Jahre einen guten Teil zur Schliessung beigetragen hat: allgemeiner Ökowahnsinn, CO₂-Abgaben, Energieverteuerung sowie Bau- und Modernisierungsauflagen. Hinzu kommen bedauerliche Volksentscheide wie die Zustimmung zum Klimaschutzgesetz und zur 13. AHV-Rente, welche weitere Zusatzkosten für die Unternehmen verursachen werden. So verwundert nicht, dass all jene jetzt ihre Produktionswerke zusperren werden, deren Finanzergebnisse in den letzten Jahren gerade einmal eine schwarze oder rote Null erreichten. Statt sinnlose Kosten und Abgaben für die produzierenden Unternehmen konsequent zu beseitigen, haben Parlament und von den Linken fehlgeleitete Stimmbürger sie zusätzlich erhöht. Es verwundert daher kaum, dass für Vetropack die Investition von mindestens 30 Millionen Franken in die anstehende Wannenrevision unter den gegebenen Rahmenbedingungen wirtschaftlich nicht darstellbar ist.

Zwar sagt Vetropack, dass der Schweizer Markt im Fall der Schliessung von den Vetropack-Werken in den Nachbarländern – insbesondere Österreich und Italien – beliefert werden würde, jedoch bleiben es Werke im Ausland. Im Sinne eine möglichst weitgehend autarken wirtschaftlichen Landesversorgung der Schweiz – angeblich ein Ziel des Bundes – wäre die Schliessung von St-Prex der Super-Gau im Bereich Verpackungsglas. Verpackungsglas wäre sodann ein reines Importprodukt mit dem erhöhten Risiko einer Nichtbelieferung und damit einer Nichtverfügbarkeit in der Schweiz. Das Risiko ist enorm, wie die Grenzschliessungen während der Covid-Krise gezeigt haben und die politische Entwicklung in Europa ist in Wahrheit wesentlich fragiler, als es momentan scheint. Bundesbern betreibt zwar ein «Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung», aber kassiert lieber weiter überflüssige so genannte Öko- Steuern auf CO₂ und Energie, statt den energieintensiven Unternehmen wirklich  zu helfen, um die Produktion im Land zu erhalten. Wahrscheinlich hat sich auch noch kein linksgrüner Politiker Gedanken darüber gemacht, wo all das in der ganzen Schweiz gesammelte Altglas künftig rezykliert werden soll. Es müsste zu den Glaswannen ins Ausland exportiert werden mit den entsprechenden Transportkosten und -emissionen. Wahrscheinlich spekuliert man in Bundesbern darauf, dass der erhöhte Transportaufwand über die Kraftstoffe noch mehr Ökoabgaben in die Bundeskasse spülen wird. So funktioniert systematische Industriezerstörung zugunsten der Staatskasse, die man bis anhin eigentlich nur aus Deutschland kannte, dem Musterland der Ökoverblödung. Wahrscheinlich herrscht bei all jenen, die an einen menschengemachten Klimawandel glauben, ohnehin eine heimliche Freude darüber, dass nun eine weitere energieintensive Industrie in der Schweiz ruiniert und liquidiert wurde.

Einmal abgesehen vom Verlust der Arbeitsplätze in St-Prex und der Industriekultur der Verpackungsglasherstellung in der Schweiz muss der angekündigte Schliessungsentscheid der Vetropack-Gruppe auch aus dem Blickwinkel der wirtschaftlichen Landesversorgung der Schweiz bewertet werden. Im Grunde müssten vor allem beim Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL in Bern alle Alarmglocken läuten. Doch bis anhin geschah nichts – zumindest nach aussen wurde zum designierten Ende der Verpackungsglasproduktion in der Schweiz nichts kommuniziert. Der Auftrag für die Gewährleistung der wirtschaftlichen Landesversorgung hat Verfassungsrang und ist in Artikel 102 der Bundesverfassung festgehalten: «Die wirtschaftliche Landesversorgung stellt die Verfügbarkeit von Gütern und Dienstleistungen sicher, die für das Funktionieren einer modernen Wirtschaft und Gesellschaft unentbehrlich sind. Im Falle eines Versorgungsengpasses greift sie mit gezielten Massnahmen in das Marktgeschehen ein, um entstandene Angebotslücken zu schliessen», heisst es auf der Internetseite des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung. Es wäre also durchaus geboten, wenn die Sektion Pack des BWL sich mit dem Ende der Verpackungsglasproduktion in der Schweiz intensiver befassen würde.

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AQUA Suisse

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Bezugsquellenverzeichnis