Die generell noch guten Auftragsbestände aus dem Vorjahr verhinderten einen markanteren Umsatzeinbruch. Die weitere Geschäftsentwicklung ist schwierig einzuschätzen. Erste Lichtblicke scheinen sich jedoch abzuzeichnen: Der Rückgang bei den Auftragseingängen hat sich im vierten Quartal 2023 abgeschwächt und die globalen Einkaufsmanagerindices verzeichnen auf tiefem Niveau einen leicht positiven Trend. Zudem hat sich jüngst die schwierige Währungssituation wieder etwas korrigiert. Wenn sich diese Entwicklungen fortsetzen, könnte die Talsohle des Abschwungs Mitte des Jahres erreicht sein.
Die Umsätze in der Schweizer Tech-Industrie sanken 2023 im Vergleich zum Vorjahr um -0,8 Prozent. Dieser Rückgang sieht auf den ersten Blick nicht dramatisch aus. Inflationsbereinigt liegt er aber deutlich höher. Zudem akzentuierte sich der Umsatzrückgang gegen Ende 2023 und erreichte im vierten Quartal -2,7 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode. Die Auftragseingänge reduzierten sich im Vergleich zu Vorjahr um markante -8,4 Prozent. Die negative Dynamik bei den Auftragseingängen hat sich gegen Ende Jahr allerdings verlangsamt. Im vierten Quartal 2023 lagen sie -3,6 Prozent unter dem Stand der Vorjahresperiode und damit klar über dem Vorquartal. Die Kapazitätsauslastung erreichte im vierten Quartal 2023 87,1 Prozent und war damit noch leicht über dem langjährigen Mittel von 86,2 Prozent. Die Anzahl Mitarbeitende in der Tech-Industrie betrug vierten Quartal 2023 331.900. Die Beschäftigung lag damit +1,7 Prozent über der Vorjahresperiode und nur 500 Stellen unter dem Vorquartal.
Wenige positive Ausnahmen beim Export
Die Güterexporte der Tech-Industrie sanken 2023 im Vergleich zum Vorjahr um -2,6 Prozent und erreichten einen Wert von 70,5 Milliarden Franken. Bei den wichtigsten Warengruppen reduzierten sich die Exporte bei den Metallen um -9,0 Prozent, bei den Präzisionsinstrumenten um -2,0 Prozent und im Maschinenbau um -1,1 Prozent. Einzig bei der Elektrotechnik/Elektronik erfolgte ein leichtes Exportwachstum von +0,4 Prozent. Alle wichtigen Absatzregionen entwickelten sich negativ. So reduzierten sich die Ausfuhren in die USA um -5,6 Prozent, nach Asien um -3,2 Prozent und in die EU um -2,4 Prozent. Besonders Deutschland, der wichtigste Absatzmarkt, schwächelt. Sein Anteil an den Gesamtexporten ist im vierten Quartal auf unter 23 Prozent gefallen. Nur wenige Märkte legten zu. So stiegen z.B. die Ausfuhren nach Indien um +7,9 Prozent. Auch die jüngste Entwicklung der Güterausfuhren nach China ist erfreulich. Sie erhöhten sich im vierten Quartal 2023 gegenüber der Vorjahresperiode um +9,3 Prozent.
Ungewisse Aussichten für die Tech-Industrie
Die Schwierigkeiten im vergangenen Jahr sind primär auf die Industrierezession in praktisch allen wichtigen Märkten zurückzuführen. Stefan Brupbacher, Direktor Swissmem, schätzt die Lage wie folgt ein: «Der Grossteil der Firmen ist mit gut gefüllten Auftragsbüchern in den Abschwung gestartet. Davon zehrten sie im vergangenen Jahr, was den Umsatzrückgang in Grenzen gehalten hat. Der markante Rückgang bei den Auftragseingängen ist jedoch besorgniserregend. Die Firmen haben aber trotz dieser schwierigen Situation noch nicht in grossem Umfang mit Kurzarbeit oder gar Entlassungen reagiert. Sie brauchen ihre Fachkräfte, um weiterhin mit Innovationen, Automation und Schweizer Qualität dem widrigen Umfeld zu trotzen.»
Wie sich das laufende Jahr entwickeln wird, ist schwierig einzuschätzen. Martin Hirzel, Präsident Swissmem, kommentiert: «Der Rückgang bei den Auftragseingängen hat sich im vierten Quartal 2023 abgeschwächt. Zusammen mit dem leicht positiven Trend bei den Einkaufsmanagerindices und den jüngsten Korrekturen bei der Währung schürt dies die Hoffnung, dass die Talsohle des Abschwungs Mitte dieses Jahres erreicht sein könnte, wenn sich diese Entwicklungen fortsetzen.» Diese vorsichtig positive Erwartung teilen auch die Swissmem Mitgliedfirmen. Für die kommenden zwölf Monate rechnen 27 Prozent der befragten Firmen mit steigenden Aufträgen aus dem Ausland. Das sind sieben Prozentpunkte mehr als noch im vergangenen Herbst. Wachstumsimpulse erwarten sie vor allem aus Indien, China, Deutschland und den USA. Dem gegenüber rechnen weiterhin 37 Prozent der Unternehmen mit sinkenden Aufträgen. «Die Lage ist sehr fragil», warnt Hirzel. «Der Schweizer Franken ist gegenüber dem Euro im Vergleich zur Kaufkraftparität nach wie vor um rund 5 Prozent überbewertet. Ein erneuter Aufwertungsschub oder ein durch politische Ereignisse ausgelöster Schock könnte die Abwärtsspirale umgehend wieder verstärken».