Industrielle Papiersäcke, die einen besonders hohen Produktschutz bieten, sind in der Regel mit einer Barriere oder Beschichtung aus Kunststoff ausgestattet. Mehrstoffverbunde können grundsätzlich im Recyclingprozess schwierig sein. Jüngste Studienergebnisse zeigen jedoch, dass die meisten Papiersäcke trotz Folienanteil problemlos recycelt werden können. Das beweist auch das von der Gemeinschaft Papiersackindustrie vor über 30 Jahren in Deutschland eingeführte Rücknahmesystem REPASACK. Mehr als 25.000 Tonnen Kraftpapiersäcke aus Industrie und Gewerbe werden darüber jährlich sortenrein gesammelt, gereinigt und anschliessend recycelt.
„Wie manche Papierverpackungen, die wir aus dem Haushalt oder vom Take Away kennen, enthalten auch einige Papiersäcke Kunststoffbeschichtungen oder -folien. Diese erhöhen den Produktschutz und sorgen für eine verbesserte Funktionalität“, erklärt GemPSI-Mitglied Reinhard Schulze-Edinghausen. „Allerdings haben diese zusätzlichen Materialien Papiersäcken den Ruf verliehen, nicht mit regulären Recyclingverfahren kompatibel zu sein.“ Eine aktuelle Studie hat dies anhand der in Europa gängigsten Papiersackkonstruktionen im Labor untersucht, darunter auch einige mit LDPE- oder HDPE-Folie. Das Ergebnis: Bis auf eine Sackkonstruktion wurden alle getesteten Papiersäcke mit Kunststofffolie als höchstwahrscheinlich unkritisch für den Recyclingprozess bewertet. Der Sack, der grössere Probleme bei der Wiederverwertbarkeit aufzeigte, enthielt einen dicken Folienschlauch, der normalerweise bei Nutzung vom Papiersack entfernt wird, so dass nur der Papiersack für das Recycling gesammelt würde. Dem reinen Papiersack wurde eine sehr gute Recyclingfähigkeit („Best in class“) attestiert. Generell kommt die Studie zu dem Schluss: Umso geringer der Kunststoffanteil im Papiersack, desto besser seine Recyclingfähigkeit.
Bewährter Kreislauf für Papiersäcke
Dass die meisten Papiersackkonstruktionen problemlos recycelt werden können, zeigt sich auch in der Praxis. „Über unser gemeinsam mit GemPSI entwickeltes Rücknahmesystem werden jährlich etwa 100 Millionen Papiersäcke sortenrein gesammelt, gereinigt und recycelt“, berichtet Sven Korsten, Geschäftsführer der Interzero REPASACK. „Der Grossteil davon sind Säcke mit einem Kunststoffanteil unterschiedlichster Art.“ Das System erleichtert Herstellern, Händlern und Abfüllern, ihre gesetzlichen Rücknahme- und Verwertungspflichten im Sinne der Verpackungsverordnung zu erfüllen. Sie können ihre restentleerten Säcke an Sammelstellen in ganz Deutschland abgeben. Bei REPASACK werden sie dann zunächst mit einer speziellen Reinigungsanlage gereinigt, um Produktanhaftungen auf eine für den Recyclingprozess unkritische Menge zu reduzieren. Dazu werden sie in einem Schredder in handtellergrosse Schnipsel geschnitten und anschliessend mehrfach abgesiebt. Dabei werden die Kunststoffschnipsel vom Zellstoff getrennt, so dass sie im nachfolgenden Recyclingprozess entfernt werden können. Papiersäcke, die beim Recycling Probleme verursachen können, werden vorab aussortiert und dann sinnvoll energetisch verwertet. Dazu gehören beispielsweise mit Kunststoff oder Wachs beidseitig laminierte Papiersäcke oder Papiersäcke, die stark färbende oder gefahrstoffhaltige Produktreste enthalten.
Auf das richtige Design achten
„Um künftig möglichst alle Papiersäcke recyclingfähig zu machen, sollte bereits bei der Sackkonstruktion das Recycling mitgedacht werden“, erklärt Schulze-Edinghausen. „Dabei sind alle Akteure entlang der Lieferkette gefragt.“ Worauf bei der Materialauswahl eines Papiersacks zu achten ist, darüber informieren die kürzlich durch EUROSAC und CEPI Eurokraft veröffentlichten „Paper Sacks – Design for Recyclability Guidelines“. Sie enthalten Empfehlungen für alle Materialien, die in industriellen Papiersäcken verwendet werden. Von verschiedenen Fasertypen über Schutzbarrieren bis hin zu Druckfarben, Lacken und Klebstoffen. „Die deutschen Papiersackhersteller beraten ihre Kunden gerne, welche individuelle Lösung sowohl einen optimalen Produktschutz für ihr Produkt als auch eine gute Recyclingfähigkeit ermöglicht“, sagt Schulze-Edinghausen. „Nicht zuletzt sind Papiersäcke ein sehr wertvoller Recyclingrohstoff für die Papierindustrie und sollten daher unbedingt wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden.“
Die Kraft der Kraftsackpapierfasern
So ergab die oben zitierte Studie, dass die Beimischung von Kraftsackpapierfasern im Altpapierfaserstoffmix zu einem stärkeren Recyclingpapier beiträgt. Die Papierqualität, zum Beispiel in Bezug auf Reissfestigkeit, Berstfestigkeit oder Zellstoffentwässerung, verbesserte sich mit zunehmenden Anteilen von Sackkraftfasern im Faserstoffmix. Darüber hinaus kam die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die Einbeziehung von Kraftsackfasern auch Vorteile bei der Papierverarbeitung mit sich bringen kann. Denn sie tragen zu einem geringeren Energiebedarf beim Trocknen und verbesserten Erträgen in der Recyclingpapierfabrik bei. Die Fasern können als Ersatz für den Primärrohstoff anteilig in anderen Kraftpapierprodukten wie beispielsweise Tragetaschen eingesetzt werden. Das spart wertvolle Ressourcen. Hinzu kommt, dass Verpackungen aus Papier sogar mehr als 25-mal recycelt werden können.
Positive Auswirkungen auch fürs Klima
Durch das Recycling von Papiersäcken werden nicht nur wertvolle Ressourcen, sondern auch CO2 und andere Klimagase eingespart. Laut einer Studie des Fraunhofer-Institut UMSICHT waren es dank Papiersackrecycling durch REPASACK im Jahr 2022 durchschnittlich 183 kg Klimagase sowie 3150 kg Primärressourcen (Holz) pro Tonne recycelter Papiersäcke. „Das Papiersackrecycling bringt also in vielerlei Hinsicht Vorteile“, sagt Schulze-Edinghausen. „Daher wollen wir uns auch in den nächsten Jahren dafür stark machen, dass noch mehr Papiersäcke ihren Weg zurück in den Kreislauf finden.“