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EU-Verpackungspläne bedrohen den europäischen Warenhandel

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In Brüssel sind die Verhandlungen über die Verordnung zu Verpackungen und Verpackungsabfällen (PPWR) auf der Zielgeraden.

Oft übersehen wird dabei: Es geht nicht nur um die Rahmenbedingungen für Kunststoffe als Verpackungsmaterialien. Denn nach derzeitigem Stand ist auch Holz als umweltfreundlicher Lastenträger von den geplanten Vorgaben massiv betroffen – und das obwohl Paletten und Kisten aus Holz eben nicht direkt beim Konsumenten, sondern vielmehr beim Industriekunden landen, wie der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) erklärt. „Nach aktueller Lage sieht sich die Holzverpackungsbranche einer massiven Bedrohung durch praxisferne Vorgaben aus Brüssel ausgesetzt, die es auch zum Wohle gesamtwirtschaftlicher Interessen abzuwenden gilt“, mahnt HDH-Hauptgeschäftsführer Denny Ohnesorge.

Nachdem das Europaparlament und die Mitgliedstaaten sich Ende vergangenen Jahres mit separaten Abstimmungen zum PPWR-Entwurf positioniert hatten, finden aktuell die sogenannten Trilog-Verhandlungen von Parlament, Rat und EU-Kommission statt. „Bei Gegenüberstellung der Positionen der drei Seiten wird deutlich: Es drohen nicht nur weitere Belastungen von Unternehmen durch eine Fülle neuer, unnötiger Dokumentationspflichten. Vielmehr wird durch praxisferne Vorgaben zum Recycling der Fortbestand der Holzverpackungsbranche gefährdet. Davon betroffen wären neben der deutschen Wirtschaft insgesamt auch weitere Teilbranchen der Holzindustrie wie die Holzwerkstoffindustrie.

Offener Kreislauf schafft Mehrwert: Aus Paletten werden Platten

Immer noch halten einzelne Verhandler in Brüssel am Konzept des „Closed Loop“-Recyclings fest, eines geschlossenen Kreislaufs, wie er bei bestimmten Kunststoffen denkbar ist, nicht aber beim nachwachsenden Rohstoff Holz. Eine Palette oder Exportkiste aus Holz kann durch Recycling kaum wieder zum gleichen Produkt werden, sehr wohl aber zu anderen, sehr wertvollen, langlebigen Holz-Erzeugnissen. Am bekanntesten sind Spanplatten für den Bau- oder Möbelsektor, deren Produzenten auf Holzverpackungen zurückgreifen. Die Produktionsprozesse entsprechen dem Recyclingkonzept eines offenen Kreislaufs, der auch konform ist mit der bisherigen EU-Abfallrahmenrichtlinie. Bisherige PPWR-Entwürfe vernachlässigen hingegen zum Teil die Eigenschaften und besonderen Stärken von Holz. Daher sollten Holzverpackungen von bestimmten Teilen der PPWR ausgenommen werden, verlangt die Holzindustrie.

Wertvolle Industrieprodukte in Holzverpackungen nicht gefährden

Eine solche Ausnahme fordert die Holzindustrie auch für die Vorgaben zum sogenannten Leeranteil in Verpackungen. Hier sind bislang Prozentanteile für den maximalen Leerraum vorgesehen, den die Verpackung umgibt. Hier hat der Brüsseler Gesetzgeber ganz offensichtlich die Regulierung von Verbraucherverpackungen wie Chipstüten oder Süssigkeiten im Blick, nicht aber Industrieverpackungen für Maschinen, wie sie die Holzverpackungsbranche bereitstellt.

Produkte mit einem Gewicht von mehr als 100 kg sollten von der PPWR-Verordnung ausgenommen sein, um unsinnige, kontraproduktive Vorschriften für Industrieverpackungen zu vermeiden. Solche maximalen Leeranteile würden wertvolle Industrieprodukte gefährden.

Die Holzindustrie fordert ausserdem, auf die Vorgabe zu verzichten, die Nutzung von recyceltem Material in der Produktion vorzuschreiben. Denn bei bestimmten Industrieverpackungen ist die Nutzung von recycelten Materialien aus technischen Gründen nicht möglich. Für den nachwachsenden Rohstoff Nummer eins wird daher an dieser Stelle eine Ausnahme benötigt. „Die PPWR-Verhandelnden in Brüssel müssen in den Trilog-Verhandlungen dringend zu entscheidenden Verbesserungen für die klimafreundliche Holzverpackungsbranche kommen. Sonst droht ein Desaster nicht nur in der Holzindustrie, sondern für den europäischen Warenhandel insgesamt“, warnt HDH-Hauptgeschäftsführer Ohnesorge.