Unter dem Motto «Von Vorschrift zu Vorsprung » widmete sich das fünfte Packforce Packaging Update am 16. Oktober 2025 in Wien den zentralen Fragen rund um die neue EU Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR). Rund 90 Teilnehmende vor Ort und 170 via Livestream verfolgten die Veranstaltung, die aktuelle Entwicklungen und praxisnahe Beispiele beleuchtete.
Nur 10 Prozent sind vorbereitet
Zu Beginn erläuterte Charlotte Neumair (Circular Analytics), dass nach aktuellen Erhebungen erst rund 10 Prozent der Unternehmen die Anforderungen der PPWR erfüllen. Etwa 80 Prozent der derzeit am Markt befindlichen Verpackungen müssten angepasst werden, ggf. alle, wenn neue Kennzeichnungspflichten hinzukommen.
Die grössten Herausforderungen liegen in fehlenden Ressourcen, unklaren Zuständigkeiten und mangelhaften Datenflüssen. Bis zum 12. August 2026 müssen für alle Verpackungen mit Lebensmittelkontakt eine Konformitätserklärung und eine technische Dokumentation vorliegen – die erste verbindliche Frist der PPWR.
Daten sind der Schlüssel
Ein Schwerpunkt lag auf der Frage, wie Unternehmen mit der wachsenden Komplexität der Datenanforderungen umgehen können. Neumair hob hervor, dass künftig durchgängige, standardisierte Datenstrukturen entscheidend sein werden. Vollständige und nachvollziehbare Informationen zu Materialien, Rezyklatgehalt, Minimierung und Recyclingfähigkeit gelten als Voraussetzung für die Einhaltung der PPWR.
Unternehmen sollten frühzeitig mit der Erfassung und Strukturierung dieser Daten beginnen, da Behörden bei Prüfungen innerhalb kurzer Fristen (innert 10 Tagen) Nachweise verlangen können.
CEN-Standard erwartet
Manfred Tacker (Circular Analytics) informierte über den aktuellen Stand der europäischen Normung. Für Kunststoffverpackungen liegt ein erster Entwurf der neuen CEN-Norm zur Recyclingfähigkeit vor, dessen Veröffentlichung im November 2025 erwartet wird. Weitere Entwürfe für Papier-, Glas- und Verbundmaterialien sollen bis Jahresende folgen. Der Delegierte Rechtsakt soll Anfang 2028 in Kraft treten.
Tacker erläuterte zudem die Unterschiede zwischen der europäischen CENNormung und dem deutschen Mindeststandard (DMS). Während der CEN-Ansatz auf den Stand der Technik zielt, orientiert sich der DMS an der bestehenden Infrastruktur – was in der Praxis zu unterschiedlichen Bewertungen führen könne.
Vergleich in der Praxis
Carla Halling (Circular Analytics) veranschaulichte im Anschluss anhand einer Fallstudie, wie stark die Ergebnisse zur Recyclingfähigkeit je nach Bewertungsmethode variieren können. Die Untersuchung von Verpackungen aus verschiedenen Produktgruppen habe gezeigt, dass identische Verpackungen – je nach Bewertungsansatz in Österreich, Deutschland oder nach CEN – zwischen null und hundert Prozent Recyclingfähigkeit erreichen könnten. Die Fallstudie habe damit verdeutlicht, in welchen Produktbereichen Unternehmen Anpassungen vornehmen sollten und wie sich die Bewertung künftig durch die neue CEN-Norm und die PPWR verändern dürfte.
Digitale Verpackungstransformation
Abschliessend präsentierten Mathias Egger (Packaging Cockpit) und Niklas Grossauer (Billa) die Initiative Digitale Verpackungstransformation, die einen einheitlichen Datenstandard für Verpackungsinformationen entlang der gesamten Supply Chain etablieren soll.
Egger betonte, dass eine standardisierte digitale Erfassung von Verpackungsdaten zur Voraussetzung werde, um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Grossauer erläuterte ergänzend, dass der Handel auf konsistente und nachvollziehbare Daten zu Materialien, Rezyklatgehalten und Recyclingfähigkeit angewiesen sei, um Transparenz gegenüber Konsumentinnen und Konsumenten sicherzustellen.
Ausblick
Das Packaging Update #5 machte deutlich, dass die PPWR zwar verabschiedet ist, viele Details aber noch offen sind. Spätestens ab August 2026 werden Nachweise zur Recyclingfähigkeit und zu gefährlichen Stoffen verpflichtend, bis 2030 müssen alle Verpackungen den neuen EU-Vorgaben entsprechen. Unternehmen, die frühzeitig in Datenmanagement, interne Prozesse und Materialbewertungen investieren, können die neuen Pflichten als Chance für Effizienz und Wettbewerbsvorteile nutzen.