Diese Entscheidung hat der Verwaltungsrat gestern nach eingehender Prüfung der von den Arbeitnehmervertretern unterbreiteten Alternativvorschläge zur künftigen Entwicklung des Standorts getroffen. Für die vom Stellenabbau betroffenen Mitarbeitenden wird von Vetropack ein Sozialplan vorbereitet.
„Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht und alle Vorschläge, die uns zur künftigen Entwicklung des Standorts vorgelegt wurden, sehr umfassend und bis ins Detail geprüft“, erklärt Claude Cornaz, Verwaltungsratspräsident der Vetropack-Gruppe. „Wir kommen aber in allen möglichen Szenarien zu dem immer gleichen Ergebnis: Die Zukunftsaussichten des Werks in St-Prex bleiben – selbst bei einer millionenschweren Investition – im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit negativ. Ein rentabler Betrieb wäre auf Dauer nicht möglich. Die Schliessung der Produktion ist deshalb unausweichlich."
Der über hundert Jahre alte Produktionsstandort St-Prex war über die Jahrzehnte Gegenstand zahlreicher Anpassungen und grösserer Investitionen – allein seit 2010 im Umfang von mehr als 50 Millionen CHF. Trotz dieser Bemühungen leidet der einzige Schweizer Produktionsstandort der Vetropack-Gruppe unter seiner geringen Grösse und mangelnder Wettbewerbsfähigkeit. Bereits Anfang März hatte Vetropack deshalb ein Konsultationsverfahren zur Zukunft des Standorts in Gang gesetzt.
Am 30. April hatten die Arbeitnehmervertreter ihre Alternativvorschläge zu einer Schliessung bei der Vetropack-Gruppenleitung vorgelegt. Wichtige Bausteine dieses Konzepts sind die Einführung einer anderen Schmelztechnologie in der Glasherstellung (Oxyfuel-Verfahren), eine teilweise Neuaufstellung der Produktionslinien sowie Investitionen in den Umbau und die Nachhaltigkeit des Standorts.
Diese Vorschläge wurden in den vergangenen zwei Wochen von der Vetropack-Gruppenleitung und dem Verwaltungsrat eingehend und umfassend evaluiert und bewertet: „Es sind ambitionierte Vorschläge mit vielen guten Ansätzen," erklärt Claude Cornaz. „Trotzdem kommen wir nach eingehender Prüfung zu dem Schluss, dass die vorgeschlagenen Massnahmen die Situation des Standorts nicht ändern würden, um eine Rentabilität des Werks langfristig zu sichern." Es sind vor allem die unverändert hohen Betriebskosten der Produktion, aufgrund derer die in St-Prex hergestellten Glasverpackungen in den europäischen Kernmärkten nicht wettbewerbsfähig sind. Daran würden auch etwaige von der Politik zwischenzeitlich ins Spiel gebrachte Förderungen für eine Dekarbonisierung des Standorts nichts ändern.
Sozialplan für betroffene Mitarbeitende in Vorbereitung
„Auch wenn die Auswertung der Vorschläge des Konsultationsverfahrens unsere negative Prognose für den Standort nicht wiederlegt, müssen wir nun den Blick nach vorne richten", erklärt Johann Reiter, CEO der Vetropack-Gruppe. „Wir werden uns in den kommenden Wochen darauf konzentrieren, die Schliessung geordnet einzuleiten. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf unseren Mitarbeitenden, für die wir sozial verträgliche Lösungen suchen werden. Ein entsprechender Sozialplan wird der Belegschaft in Kürze vorgestellt." Infolge der Schliessung wird ein Grossteil der Arbeitsplätze am Standort St-Prex abgebaut werden müssen. Der Abbau der Arbeitsplätze wird sukzessive erfolgen. Wo es die Möglichkeit gibt, Mitarbeitende innerhalb von Vetropack weiter zu beschäftigen, werden entsprechende Angebote unterbreitet.
Mitarbeitende und Kunden wurden gestern vom Vetropack-Management über die Entscheidung zur Schliessung informiert. Mit Glasverpackungen aus St-Prex generiert Vetropack derzeit noch rund 40 Prozent der Umsätze mit Schweizer Kunden. Diese Kunden werden künftig von anderen Vetropack-Werken in den Nachbarländern beliefert. „Wir stellen sicher, dass es durch die Schliessung weder zu Engpässen noch Qualitätsproblemen in der Belieferung unserer Kunden kommen wird“, so Johann Reiter. „Künftig werden sie vorwiegend aus anderen Vetropack-Standorten beliefert – insbesondere Österreich und Italien.“
Keine Änderungen bei Vetrorecycling
Die Schliessung des Werks in St-Prex bedeutet in keinem Fall den Rückzug von Vetropack aus dem Heimatmarkt Schweiz, betont Johann Reiter: „Unser Unternehmenshauptsitz wird auch künftig in Bülach bleiben. Unser Engagement rund um das Glasrecycling setzen wir in Zusammenarbeit mit unseren Schweizer Partnern auf kommunaler Ebene in jedem Fall fort. Im Bereich Recycling bleibt also alles wie bisher.“