«Wir hatten ein gutes und erfolgreiches Jahr 2023 und sind sehr zufrieden. Sowohl der Bestellungseingang als auch der Umsatz sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Generell ist unser Geschäft stark abhängig vom Detailhandel. Wurden 2022 noch wegen Corona gefüllte Lager abverkauft, so ergab 2023 wieder eine Normalisierung und es wurde wie gewohnt nachbestellt. Auch der Warenverkehr mit unserem Produktionsstandort in China funktionierte wieder problemlos und die Lieferzeiten sind normal. Die Inflation war sowohl in China als auch in der Schweiz weit entfernt vom Rest Europas, daher liegen wir preislich praktisch wieder auf dem langjährigen Level. Qualität und Flexibilität sind nach wie vor unverändert auf hohem Niveau.
Für 2024 erwarten wir ein Bild im ähnlichen Rahmen. Durch die verhältnismässig lange Planungsdauer für die Saisonware in unserer Branche arbeiten wir weit im voraus. Beispielsweise ist das Ostergeschäft 2024 bereits abgeschlossen. Die Projekte und Zusagen der Kunden sind vorhanden, insofern blicken wir positiv ins 2024. Wir erwarten auch relativ stabile Rohstoffpreise beim Weissblech. Allerdings steigen auch in China die Lohnkosten spürbar, da auch dort ein Fachkräftemangel herrscht. Bei unserem Team in Hongkong haben wir zudem in die Qualitätssicherung investiert. An der Messe Empack in Bern werden wir eine Taschen-Linie aus recyceltem Material vorstellen und planen für 2024 den Aufbau eines Standardsortiments aus recyceltem PET-Gewebe.»
Monica Malonni-Kopp
Co-Geschäftsführerin Andreas Kopp AG mit Sitz in Ettingen BL
«Das Jahr 2023 ist für uns positiv verlaufen, sowohl auf der Seite der grafischen Industrie wie auch in der Verpackungsindustrie, dierund drei Viertel unseres Geschäfts ausmacht. Versorgungsprobleme wie in den Corona-Jahren gab es keine mehr. Da die Rohstoffpreise gesunken sind, konnten wir in diesem Jahr zweimal Preisreduktionen an unsere Kunden weitergeben. Dennoch liegen die Preise noch über dem Vor-Corona-Niveau. Grund dafür sind die Energiekosten. Schmelzklebstoffe sind energieintensiv, sowohl in der Erzeugung als auch in der Verarbeitung bei den Kunden. Daher bleiben die Energiekosten nach wie vor ein unsicherer Kostenfaktor. Bezüglich Rohstoffverfügbarkeit spüren wir keine Auswirkungen durch den Krieg in der Ukraine. 2023 haben wir unser Sortiment mit nachhaltigen Klebstoffen ergänzt. Dies wird von den Kunden wahrgenommen, schlägt sich jedoch noch nicht in grösseren Bestellmengen nieder. Wir vermuten, dass die Kunden bei nachhaltigen Materialien zunächst ihren Fokus auf die Packmittel legen, bevor sie an die Klebstoffe denken.
Unser Ausblick auf 2024 fällt ebenfalls positiv aus. Als Anbieter von Verbrauchsmaterialien für die Lebensmittel- und Pharmaindustrie sind wir auch nicht so sehr konjunkturabhängig. Wir haben auch schon einige neue Projekte mit Kunden in unseren Büchern für 2024. Wir werden auch an den kommenden Messen Empack in Bern und an der Glug interessante Produkte präsentieren. Insgesamt sind die Entwicklungszyklen bei uns jedoch eher längerfristig.»
Daniel Stettler
Co-Geschäftsführer der Kumagra AG mit Sitz in Lyss BE
«Wie praktisch alle Wellkarton und Vollkarton verarbeitenden Unternehmen in Europa verzeichnen wir im Jahr 2023 einen Volumenrückgang in Höhe von rund 15 bis 20 Prozent. Die Ursachen liegen in der ausgelaufenen Corona-Sonderkonjunktur, der Teuerung und im allgemeinen Konsumrückgang. Wir spüren vor allem das veränderte Online-Shopping. Die Konsumenten bestellen zum einen weniger und zum anderen nicht mehr wild praktisch alles und senden dann drei Viertel davon wieder zurück, wie in den Corona-Jahren. Dadurch sinkt die Nachfrage nach unseren Verpackungen. Gleichzeitig verzeichnen wir nach wie vor Überkapazitäten in Europa mit der Folge eines Preiskampfes und einem hohen Kostendruck. Die meisten Einkäufer bleiben zwar bei ihren bestehenden Lieferanten, aber sie drücken extrem auf die Preise. Durch die immer anspruchsvolleren Regulatorien in Europa und der Schweiz scheuen viele den administrativen Aufwand eines Lieferantenwechsels in der gesamten Supply Chain. Momentan ist genügend Material verfügbar und die Lieferzeiten sind entsprechend kurz.
Im Ausblick auf 2024 sehen wir, genauso wie unsere Marktbegleiter, keine Entlastung vor dem zweiten Quartal. Unser Ziel ist es, die bestehenden Volumina zu halten und die immer kurzfristigeren Bestellungen termingerecht zu bedienen. Wir spüren den ebenfalls immer kürzer werdenden Forecast der Retailer. Insofern ist unsere Erwartungshaltung für die nächsten sechs Monate eher niedrig. Hinzu kommen unkalkulierbare Risiken durch politische Entscheidungen in der EU.»
Tobias Leischner
Geschäftsführer und Leiter Produktion & Technologie der Bourquin SA mit Sitz in Oensingen
«Das Jahr 2023 war für uns weniger aufwendig als das Vorjahr, welches von der Beschaffungskrise und dem Streik bei UPM geprägt war. 2023 gab es keine Probleme mehr mit der Rohmaterialverfügbarkeit und den Lieferzeiten, die Situation hat sich normalisiert. Wir sind zufrieden mit dem Geschäftsgang in diesem Jahr und werden auch im kommenden Jahr in die Zukunft investieren. Jedoch sind in unserer Branche die Margen generell schon seit vielen Jahren sehr gering. Bei uns entfallen jeweils rund die Hälfte der Umsätze auf den Inlandsmarkt und den Export. Unser Schweizer Geschäft hat sich 2023 stabil und gut weiterentwickelt. Im Exportgeschäft ist der Preis- und Margendruck noch grösser, weshalb wir 2023 einige Aufträge ablehnen mussten. Noch die grössere Herausforderung ist für uns der Arbeitnehmermarkt. Sowohl im Bereich der Fachleute als auch der ungelernten Arbeitskräfte ist es schwierig, gute und arbeitswillige Personen zu finden.
Für 2024 verfügen wir über einen guten Kunden- und Auftragsbestand, aber die Preissituation macht uns grosse Sorgen. Die Personalkosten werden 2024 über der Inflationsrate steigen und der Druck auf die Preise seitens des Detailhandels steigt weiter. Gleichzeitig steigen in unserer Region die Energiekosten im niedrigen zweistelligen Bereich. Seitens Materials erwarten wir stabile Einkaufspreise. So gibt es keine Möglichkeit, die steigenden Kosten zu kompensieren. Neue Kunden können wir kaum über den Preis, sondern vielmehr über Service, Qualität und Zuverlässigkeit gewinnen. Hier sehen wir auch gute Chancen im Exportgeschäft.»
Udo M. Schulz
Mitinhaber und Geschäftsleiter Verkauf & Marketing der Etimark AG mit Sitz in Grabs SG
«In der Schweiz konnten wir 2023 – entgegen der drei Vorjahre – eine «akute» Entspannung im Investitionsgüterbereich (Verpackungs- und Akzidenzdruck) wahrnehmen. Nach der Corona-Krise, den nachgelagerten Kollateralschäden, der Lieferketten- sowie Energieproblematik und ungeachtet des Krieges in der Ukraine war eine für uns überraschende Investitionsbereitschaft zu spüren. Dementsprechend liefen die Geschäfte und auch der Service bei uns in der Schweiz gut. Absolute Highlights und Schweizer Premieren: im Verpackungsdruck erhielten wir einen Kunden-Auftrag für eine Digitaldruckmaschine im 3B-Format. Darüber hinaus konnten wir eine Chroma X Pro (7-Farben-CI-Flexodruckmaschine) an die Model-Gruppe verkaufen. Beide herausragenden Projekte werden 2024 in der Schweiz in Produktion gehen. Trotz generell massiver Marktbereinigungen bei den Druckereien im Akzidenzsegment verzeichneten wir beachtliche Erfolge im Mittel- und Halbformat. Dennoch, die aktuellen Rahmenbedingungen, Preis- und Kostenentwicklungen, internationale Verwerfungen mit nationalen und teilweise regionalen Auswirkungen sowie weitere Marktbereinigungen stellen eine nicht triviale Herausforderung für uns alle dar.
Im Ausblick auf 2024 sehen wir weiterhin gute Marktchancen insbesondere im Verpackungsdruck-Segment. Mit dem breitgefächerten Produkt- und Dienstleistungsportfolio von Koenig & Bauer sind wir im Markt gut aufgestellt und haben vielversprechende Projekte. Trotzdem rechnen wir perspektivisch in der Schweiz insgesamt eher mit einer «wiederkehrenden Zurückhaltung». Investitionsimpulse dürfte die Drupa 2024 mit sich bringen. Mit Spannung werden Innovationen mit neuen nachhaltigen Technologien, die Effizienz und Effektivität steigern und neue Geschäftsmodelle ermöglichen, erwartet. Die nahe Zukunft dürfte also insgesamt äusserst herausfordernd, aber auch spannend und chancenreich werden.»
Peter J. Rickenmann
CEO und Delegierter des Verwaltungsrats der Koenig & Bauer (CH) AG mit Sitz in Höri ZH